Es war im Jahr 1953 als man in das Krankenhaus von Darwin (Northern Territory) einen schwer erkrankten Ureinwohner aus dem Arnhemland einlieferte. Ohne Zweifel! Der Mann war schwer, eigentlich lebensbedrohlich erkrankt. Nur woran? Keine Verletzung, kein Nachweis auf eine Infektion oder einen Tumor. Es konnte keine Diagnose gestellt werden. Auch der Verdacht auf eine Vergiftung bestätigte sich durch die Laborergebnisse nicht.
Nach einem viertägigen Aufenthalt, geprägt von Schmerzen, Schwäche und Qualen, starb Kinjika, wie der Mann hieß, am fünften Tag nach der Einlieferung.
Er meinte vor seinem Tod, dass jemand mit dem Knochen auf ihn gezeigt hätte. Und in der Tat. Kinjika war wegen Inzest angeklagt und sollte vor dem Stamm Rechenschaft ablegen. Er floh aber in die nächste Ortschaft der Weißen. Wohl in der vagen Hoffnung, dort würde man ihn nicht finden. Die vom Stamm ausgesandten Jäger suchten Kinjika mit Recht im Auftrag des Stammes. Nach den Gesetzen der Ureinwohner darf der dazu Beauftragte einen von Stamm zum Tode Verurteilten jagen und das Urteil vollstrecken.
Die Jäger und wohl auch gleichzeitig Henker, meist zwei bis drei Personen, würden ein Leben lang nach dem Verurteilten suchen. Niemals hätten sie die Jagd aufgegeben.
Es wird angenommen, dass sie Kinjika gefunden haben und gefangen nahmen. Das Ritual schreibt vor, dass einer der Kurdaitcha ein Knie vor dem Verurteilten beugt und den Kundela auf ihn hält. Dem Opfer sagt man, er sei jetzt eingefroren, damit er in Angst stehen bleibe, um den Fluch und die verdammenden Gesänge anzuhören.
Dann verließen die Kurdaitchas den immer noch wie gelähmt da stehenden Kinjika. Sie gingen zum Stamm zurück und verbrannten in einer rituellen Sitzung den Kundela.
So, wie schon oft erzählt, ging es auch Kinjika. Er lebte noch mehrere Tage, manchmal kann es sogar Wochen dauern. Er lebte weiter in dem Bewusstsein, Sterben zu müssen.
Und so geschah es dann auch.
Das Wissen, um den mit Energie geladenen Kundela, das Sehen, wie die Spitze auf ihn gerichtet ist, bewirkte bei Kinjika das Gefühl, er sei wirklich von einem Speer getroffen und lebensgefährlich verletzet worden.
Deshalb bezeichnen manche den Kundela auch als „Speer des Denkens“.
Folgen auf Facebook oder Google+