Die Regenbogenschlange, einer der Ahnen der Traumzeit Die Regenbogenschlange, einer der Ahnen der Traumzeit

Die große Regenbogenschlange

Eine Regenbogenschlange ist unbestritten die zentrale Figur der Schöpfungsgeschichte. Und somit auch in der Traumzeit. Sie ist die Idealfigur für die Verschmelzung von Geist und Materie zu einer Einheit des Grundprinzips. Außerdem stellt sie eben als Schlange ein sichtbares sich windendes Bindeglied zwischen der Erde und dem Himmel, also der realen und metaphysischen Himmelswelt, dar. Eine Welt, zu der die meisten Schöpferwesen, die auf der Erde tätig waren, nach getaner Arbeit auffuhren Nicht selten gibt es in den Legenden auch Hinweise, dass bei Reifefeiern (Initiationen) der Einzuweihende über die Regenbogenschlange in den Himmel gelangt, wo er dann neues Wissen bekommt.
Was für eine interessante Mythologie! Über die Regenbogenschlange gibt es zahlreiche Bücher und Veröffentlichungen. Mir hat dabei besonders ein 1997 gehaltenes Referat von Birgit Kahler bei einem Hauptseminar am ethnologischen Institut der LMU München sehr gefallen.

Die RegenbogenschlangeAngeblich soll man die die Regenbogenschlange, besonders im Arnhemland, zunächst für einen weiblichen Schöpfergott gehalten haben. Dies änderte sich schon in „kurzer“ Zeit. Und nunmehr ist sie die Wächterin der Wasserlöcher. Das finde ich auch logisch. Obwohl einige Wissenschaftler dem Aboriginal People wegen des anfänglich überwiegenden Verweilens in den Regionen an der Küste, eine „an das Leben am Meer angepasste Kultur“ zuschreiben, ist der Bedarf an Wasser und entsprechenden Speichern doch das Hauptanliegen in den Wünschen des Volkes. Wer aber könnte so riesige Wasserlöcher schaffen? Menschen? Menschähnliche Schöpferwesen? Nein! Aber eine riesige, das Land umspannende Schlange? Ja! Die könnte das!

Die Regenbogenschlange (Regenbogendrachen) zog ihre Spur durch Australien und erschuf dabei die Flüsse und Berge. Rastplätze, wie Ubirr, wurden folglich zu besonders heiligen Plätzen. Ein Lied, geschaffen vom Regenbogendrachen, wird immer noch von den Ureinwohnern des Nordens gesungen. Dieses Lied beschreibt den Reiseweg des Drachens und die Orientierungspunkte, die durch ihn geschaffen wurden. Diese Lieder lassen sich auch als Navigationsanleitung interpretieren, da sie zum Beispiel auch die Positionen von Wasserlöchern beschreiben.

Die Regenbogenschlange, Ahne der TraumzeitIn der endlosen erdachten Traumzeit, der Welt der schöpferischen Ahnen, die von den Ureinwohnern Lalai genannt wird, schlief alles unter der dicken Erdkruste. Die Erde und die darunter Schlafenden existierten eben schon. Aber schlafend. Und ohne Unterschied zwischen Menschen, Tieren, Vögel, Kriechtiere und spirituellen Wesen. Menschen sind ein Teil von Tieren, so wie Tiere ein Teil von Menschen sind. Sicher haben die „Geister“, auch Ahnen genannt, irgendwann die Erde geschaffen und wurden danach ein Teil von ihr. Daraus erklärt sich auch die Auffassung, dass es eine Verwandtschaft zwischen allen Dingen auf dieser Erde untereinander gibt, da sie am Beginn doch noch alle gleich waren. Mensch und Erde sind eine energetischen Einheit. Die „Schlange des Nordens“ und die „Schlange des Südens“ sind allegorische Begriffe für den Nordpol und den Südpol. Zwei für den Erdmagnetismus wichtige Bereiche. Die Schlange des Nordens empfängt die universelle Energie und leitet diese in das Erdinnere, wo sie sich mit dem innerirdischen Magnetismus vermischt. Am Südpol, also der Schlange des Südens, treten die Energien wieder aus und verteilen sich von dort netzförmig über die gesamte Erde. Diese wachstumsbringende erdmagnetische Verteilung von Süd nach Nord sind für die Ureinwohner die Bewegungen der Regenbogenschlange.

Der Beginn der Inbesitznahme der Erde ist folglich der Moment, als die große Regenbogenschlange Wanambi erwachte und sich durch die Erdkruste ins Freie schob. (Das in der Gammon Range, einem Teil der 400 Kilometer langen erst 1802 entdeckten Flinders Ranges, lebende Adnyamathanha Volk nennt diese Schlange Arkaroo oder auch Akurra, deren angenommene Größe vielleicht dadurch verständlich wird, dass St. Mary’s Peak, mit 1189 Metern der höchste Berg, der Kopf einer der Schlangen gewesen sein soll).

Viele Steine mußte sie auf den Weg nach oben entfernen. Sie schaute sich in der Öde der Oberfläche um und begann ihre Wanderung zu allen Punkten dieser Erde. Es war ein langes und Kraft raubendes Unterfangen. Wenn sie müde war, ringelte sie sich zusammen und schlief.

Foto: Dieter Tischendorf

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