Die soziale Bedeutung der heiligen Plätze The Alice, Alice Springs - Die soziale Bedeutung der heiligen Plätze

Die soziale Bedeutung der heiligen Plätze

Alice Springs im Zentrum von Australien liegt im Land des Mparntwe Tribes des Arrernte Volkes. Und ist ein klassisches Beispiel dafür, wie die Ureinwohner von Australien neben der gewohnten Landschaft nunmehr auch die Gebäude einer modernen Stadt ertragen müssen.

The Alice liegt auf einer Ebene, die von bergigem Land eingerahmt ist. Zwischen den Bluffs Anzac Hill und Annie Meyer Hill hat der Todd River sich von West nach Süd ein Bett geschaffen, das aber meist wasserfrei ist. Dabei passiert der der Todd River die Stadt in Richtung Ntaripe (Heavytree Gap), während es nach Osten eine Öffnung in den Heavytree Ranges gibt, die Anthwerrke (Emnile Gap) genannt wird. Das ist der Djang Place des Mparnte Stammes. Ein heiliger Platz, von dem sie in Kontakt mit den Vorfahren treten können, die einst die Landschaft um das heutige Alice Springs formten.

Drei verschiedene Raupen, nämlich Yepereny, Ntyarika und Utnerrengatyre, die man noch heute finden kann, obwohl nunmehr die Stadt ihre Djang Plätze umschließt, hatten die Gegend geschaffen. So wurde mit der Zeit die Zahl der spirituellen Sitzungen zur Erhaltung der heiligen Plätze zunächst verringert, dann aufgegeben.

Die Caterpillar Ahnen kamen einst von Anthwerrke und schufen den schmalen Bergkamm Ntyarlkarle Tyaneme, hinter dem heutigen Desert Palms Motel. Leider wurde dieser heilige Kamm von den städtischen Behörden durch den Bau des Barett Drives entweiht. Die Strasse nannte später das Arrernte Volk in Broken Promise Drive um. Es sollte daran zu erinnern, was mit den heiligen Plätzen passiert, wenn der sogenannte Fortschritt sein Tribut fordert.

Bei Ntaripe befinden sich andere heilige Plätze, darunter auch der des Hunde Ahnen (Dog Ancestor) Akngwelye. Der schuf die charakteristische Form der Mt. Gillen Range. Erzählt wird, dass dieser Ahne einst einen großen Kampf führen mußte, bevor die Umwandlung des im Boden fest verwurzelten Felsblocks nahe Akeyulerre (Biilygoat Hill) gelang. Dieser Felsbrocken liegt nunmehr außerhalb des Eingangs eines Fast Food Shops.

Auch im Olive Pink Flora Reserve, am südöstlichen Ende des Berges, nahe des Todd River (Lhere Mparntwe) findet man noch Hinweise auf mehrere heilige Orte des Arrernte People. Die Ureinwohner bemühen sich, diese Plätze zu schützen. Und haben dabei mit dem Widerstand der Tourismus Industrie zu kämpfen, die die Plätze gern für ihre Zwecke nutzen möchten.

Einer der traditionellen Besitzer diese Landes, Thomas Stevens, hat ein Buch geschrieben, in dem er die Auswirkungen der britischen Kolonialisierung auf sein Land, auf die Vernichtung der heiligen Plätze der Traumzeit anprangert.

Alice Waterhole, einer der heiligen Plätze der AboriginesDie Mythen des Indigenous People sind immer auf Land und Leute orientiert und dienen hauptsächlich dem Zwecke, der Bewältigung des Lebens auf dieser Erde. Zu den Mythen gehören aber auch die heiligen Plätze der Ureinwohner, die Geschichten über die Ursprünge der natürlichen Phänomene, wie zum Beispiel die Landschaften erschaffen wurden, wie die Arten entstanden sind und auch über die Herkunft von Sternen, Berge, Felsen, Waterholes und Mineralien.

Die mythologischen Geschichten sind gleichzeitig auch Karten. Denn man kannte bei den Ureinwohnern keinerlei Aufzeichnungen. Karten also, die durch die Geschichten, die Gesänge oder auch durch die heiligen Objekte (wie zum Beispiel Tjuringa), das Land eines Volkes oder der Gemeinschaft genau definieren und deren Grenzen für den Eingeweihten exakt angeben.. So wurde geographisches und geologisches Wissen von Generation zu Generation weiter gegeben. Folglich gibt es erst dort Kalkstein, wo das Känguru zu hämmern beginnt, ist das Auftreten der Goannas verbunden mit dem Vorhandsein sandiger Aufschlüsse, wird es dort, wo der Eisvogel nistet, wohl auch Kohle geben, verbindet sich das Auftreten der Taube mit Goldvorkommen und findet man im Lebensgebiet der Haubentaube sehr gute Schleifsteine. Was für eine Kultur!

Und so ist es auch mit den Tieren! Wenn die Ureinwohner von Tieren sprechen, dann denken sie unwillkürlich auch an die in der Traumzeit entstanden Legenden, in den die Ahnen eine Rolle spielen, an die Totems in den Sippen und an die vielen Symbole ihrer Vergangenheit.

Glen Helen, ein weiterer heiliger Platz der Aboriginal PeopleVon den Creativ Ancestors der Traumzeit sind Gesetze, Regeln zur sozialen Gestaltung des Lebens in der Gemeinschaft festgelegt worden. Erst wenn die Verbindungen, bei denen die heiligen Plätze einen wichtige Rolle spielen, verloren gehen, dann werden aus Traumzeitlegenden einfache simple Geschichten. Und der Zauber der Mythologie ist dahin. Ein Beispiel dafür wäre die Legenden, denn da werden in den Geschichten die Grenzen des Stammen und des Volkes beschrieben. Und wenn die Story oder das Lied endet, dann ist dort die Grenze. Eine für uns Europäer nicht nachvollziehbare Regelung. Die aber über unzählige Jahrhunderte funktionierte.

Dabei ist es jedoch nicht so, dass die Reise des Ahnen plötzlich endete. Nein! Er marschierte weiter. Nur ging das Eigentum der weiteren Geschichte eben auf ein anders Volk über, das nunmehr die Verwaltung des weiteren Ablaufes der Reise übernahm, und so Eigentümer dieses Gebietes oder Landes wurde.

Redbank Gorge, ein heiliger Platz der AboriginalsDie Geschichten enthalten auch Entwürfe für besondere Rituale, für Regenmachen, für den Schutz der kranken Kinder vor dem Tod, für den Umgang mit dem Witwenstand, für die Initiation und vieles andere mehr. Es ist so eine Art BGB des Aboriginal People. Aber ohne die mythologische Basis würde keine der Situationen bei den Ureinwohnern eine Rechtmäßigkeit erlangen. Und es ist schon sehr interessant, wie sehr Wert gelegt wird auf die sozialen Beziehungen und moralischen Werte und ihre Erhaltung für das soziale Wohlbefinden. Und es werden auch klare Warnungen ausgesprochen vor Fehlverhalten oder Verbrechen.

Die zentrale Frage ist immer:
„Was geschah in den Träumen durch die Ahnen? Und was ist, daraus folgernd, nun zu tun?“
Natürlich verfügt jede Community auch über spezielle nur dort erzählte Legenden, die die soziale Ordnung und das miteinander und füreinander Einstehen stärken oder regeln.

Ursprünglich lokal begrenzte und bald aber über die Community hinaus geltende Legenden sind zum Beispiel „Die Legende von den sieben Schwestern“, „Die Legende von den zwei Männern und den Melatji Hunden“.
Solche Legenden tragen dazu bei, viele Gemeinden mit den gleichen Träumen zu vereinen.

Und das ist wichtig! Die interkommunale Identifizierung wird so aus einem spirituellen Hintergrund, der zu gleichen Zeremonien bei unterschiedlichen Stämmen führen kann, betont und verstärkt.

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