Thugine und die verschwundenen Knaben Hervay Bay - Thugine und die verschwundenen Knaben

Thugine und die verschwundenen Knaben

Weit zum Westen im tiefen blauen Meer wohnt eine große Schlange, die Thugine, der Regenbogen, genannt wird. Ihre Haut schimmerte in vielen Farben. Immer wenn ein Regenbogen am Himmel erscheint, dann ist es der sich krümmende Rücken von Thugine, der die Strahlen der Sonne mit den Farben seiner Hautschuppen reflektiert.

Vor vielen Jahren kampiert ein Stamm von Ureinwohnern nahe dem Meeresufer. An einem Morgen gingen sie alle zum Jagen und zum Fischen. Nur zwei Jungen blieben zurück, um das Lager zu bewachen. Beim Weggehen warnten die alten Männer die Knaben. „Geht nicht in den Wald, dort könnten Euch wilde Hunde fressen. Geht aber auch nicht zum Strand, denn die Schlange Thugine wartet nur auf Kinder, die dort allein sind!“ So warnten die alten Männer die Knaben beim Weggehen.

Als die Männer das Lager verlassen hatten spielten die Jungen für eine Weile. Dann aber, recht bald sogar, ermüdeten sie ihre Spiele. Der Tag war sehr heiß, und nicht weit vom Lager hörten die Jungen das stumpfe, tiefe Dröhnen der Brandung. Sie sehnten sich danach, zum Strand zu gehen, hatten aber wegen der Warnung auch Angst. Schließlich sagte der ältere Junge „Die Feuer der Sonne brennen sehr heiß heute, aber am Wind kann ich dem kühlen Atem des Meeres fühlen. Lass uns zum Strand gehen. Wir sind ja, bevor der Schatten der Nacht fällt, wieder zurück. Die Männer werden es nicht merken.“ Der andere Junge zögerte und hatte Angst. Aber schließlich gab er nach. Und zusammen wanderten sie Hand in Hand durch den Busch.

Nachdem sie einige Zeit gegangen waren, kamen sie zu einer Öffnung in den Bäumen. Und vor ihren erwartungsvollen neugierigen Augen breitet sich eine wundervolle Szene aus. Ein goldener Strand war da zu sehen, so unendlich weit, dass er am Horizont allmählich verschwamm. Die kühlen Wellen rollten gemächlich in großen grünen Wogen vom äußeren Reef. Ein Dunstschleier von weißem funkelndem Schaum lag kühlend über dem heißen Sand des von Palmen eingesäumten Strandes. Das Lied des Meeres kam aus der Tiefe, stieg laut dröhnend nach oben, um dann aber stufenweise zu einem weichen und leisen Murmeln zu werden. Die Schönheit der Szene faszinierte und verwunderte die Jungen. Noch nie hatten sie eine solche riesige Wassermenge gesehen. Und das Wasser glitzerte in der Sonne wie der blauen Himmel. Über seiner gewellten Oberfläche schwebten die Schatten der Wolken, die wie Sonnensegel aussahen.

Thugine, die Schlange, hatte die Jungen schon von weitem kommen gesehen. Und während die Knaben am Strand spielten, schwamm sie schnell und still zum Ufer und ergriff sie. Als die Männer zu dem Lager kamen, entdeckten sie die Abwesenheit der Jungen. Während der ganzen Nacht suchten sie nach ihnen im Busch. In der Morgendämmerung kamen sie zum Strand. Weit vom Ufer entfernt ragten zwei schwarze Steine aus dem Meer herausragen. Da erkannten sie, dass Thugine die verschwundenen Jungen geraubt und sie zu Felsen verwandelt hatte. Die Männer drehten ihre Gesichter wieder in Richtung zum Lager; ihre Herzen waren schwer und ihre Gedanken waren traurig.

An diesen Tag erinnern die Felsen zwischen Double Island Point und Inship Point am Rainbow Beach im Grand Sandy National Park in Queensland. Und immer, wenn am Himmel ein Regenbogen erscheint, erzählen die alten Männer des Stammens die Geschichte von den ungehorsamen verschwundenen Knaben und deren Bestrafung.

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