Die Wiedergeburt des Mondes Staircase to the Moon - Die Wiedergeburt des Mondes

Die Wiedergeburt des Mondes

Im Arnhemland ist der Wonguri – Manddjigai Song Zyklus über die „Mond-Knochen“ bekannt. Der Zyklus erzählt, wie der Mond, ein Mann, zusammen mit seiner Schwester Dugong am Rande eines Claypan, also einer lehmigen zur Pfanne geformten Landschaft, die in der Regenzeit immer zu einem Billabong wurde, lebte. Dugong beschwerte sich regelmäßig über den gemeinsamen Aufenthaltsort. „Das ist hier viel zu gefährlich“ pflegte sie zum Bruder zu sagen. „Sogar die Blutegel beißen mich, wenn ich auf Wurzelsuche bin“. Doch der Bruder reagierte nicht auf ihre Vorhaltungen. So verwandelte sie sich eines Tages in eine Seekuh und ging ins Meer. „Wenn ich sterbe“ sagte sie zum Abschied zu dem Bruder, „werde ich nicht zurückkommen. Aber Du kannst meine Knochen auflesen“.

Der Mond antwortete ihr, dass er keine Lust habe zu sterben. Dann wolle er lieber in den Himmel gehen. Als er nun mit den Jahren allmählich ziemlich alt geworden war ging er hinein ins Meer und warf seine Gebeine weit von sich, damit sie von der Nautilus Muschel gereinigt würden. Nach drei Tagen hatte er dann allmählich wieder durch das Essen von Lotus und Lilie Wurzeln seine alte Erscheinung, Größe und Kraft erreicht. Er war wiedergeboren.

Und so geht es nun schon seit Menschengedenken. Der Mond verliert an Größe, an Kraft. Er scheint zu sterben und seine Knochen von sich zu werfen. Doch jedes Mal, drei Tagen nachdem er die alten Knochen weggeworfen hatte, wird er durch neue Knochen und zunehmenden Fleischwachstum größer und kräftiger. Darüber singen die Ureinwohner:

„Dort, wo er seine alten Gebeine hinwirft,
dort beleuchten sie den Platz der Lotuswurzeln,
dort wo die Seekühe leben.
Dort ist der Ort des Abendsterns, der Dugong Kolonie
und der mondhellen Claypan Landschaft.
Seine alten Knochen sind weg,
der neue Mond ist groß geworden.
Nach und nach.

Das Geweih des alten schilfigen Mondes verschwindet am Platz der Seekühe.
Es zeigte schon auf diesen Platz.
Nun schwillt er neue Mond zu seiner vollen Größe.
Er schaut auf das Wasser über dem er hängt,
zu dem Lotusplatz.

Dort kann man ihn nun sehen,
hängend über dem Meer. Größer und älter.
Dort aus der Ferne kommt er zurück zu den Stämmen von Millingibi, die nahe am Lehmplatz leben.
Und er hängt am Himmel auch über diese Stämmen.


Der Song schlägt eine poesievolle Brücke zur Liebe der Menschen zu dem Land im manchmal rauen Norden und den Mythen der Traumzeit.

Der Mond hat seine sterbliche Schwester niemals vergessen. Und auch sein Wunsch auf Erneuerung des Lebens ist in Erfüllung gegangen.

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