300 Sprachen der Ureinwohner

300 Sprachen der Ureinwohner Aboriginal Shelter - 300 Sprachen der Ureinwohner

Man nimmt an, dass es einmal 300 verschiedene Sprachen gab. Diese verwirrende Vielfalt erklärt sich u.a. durch die zeitlich unterschiedliche Zuwanderung. Südliche Stämme sind älter als neuzugewanderte Stämme im Norden. Mit der fortschreitenden Kolonialisierung gingen jedoch fast 200 dieser Sprachen verloren. Auf der Suche nach ihren Wurzeln beschäftigen sich inzwischen viele Stämme der Aboriginals intensiv auch mit der Sprache ihrer Urahnen, ganz besonders im Bundesstaat Northern Territory. In Schulen gibt es zweisprachige Klassen, wo die Kinder Unterricht in Englisch und einer Ureinwohnersprache haben. Die Sprachen selbst sind und waren außerordentlich komplex. Die Aboriginals gebrauchen z.B. Dutzende von Ausdrücken, um die Tageszeiten wiederzugeben. Für Außenstehende ist das Erlernen der Sprache sehr schwierig, allein schon, weil die vielsilbigen Wörter schwer auszusprechen sind.

Die Begriffe People und Tribe wurden in Australien erst durch die Weißen geprägt. Sie waren niemals typisch für die Aboriginals Völker, werden aber heute auch von ihnen verwendet. So wie der Begriff Community nunmehr in den Sprachgebrauch aufgenommen worden ist. Die Ureinwohner verstehen eigentlich unter Tribe eine Definition des Zusammenhangs durch Abstammung oder Vererbung. Doch schließt die Stammesidentität in ihren Augen eine gewisse Anzahl zusammen lebender Familien ein, die alle aus einer bestimmten Gegend stammen und auch einen oder mehrere gemeinsame Vorfahren haben. Diese lokalen Gruppen sprechen ein gemeinsame Sprache oder zumindest den gleichen Dialekt, der sich von der Aussprache anderer Gruppen unterscheidet. Und zumindest die Männer der Gruppe haben einen gemeinsamen Vorfahren.

Aber auch die Ureinwohner hatten so ihre Probleme, sich mit anderen Völkern zu verständigen. Ähnlich dem in Europa entwickelten Esperanto kamen in Australien „Nachrichtenstäbchen“ zum Einsatz. Eigentlich sind die Ureinwohner ausgesprochen sprachbegabt. Noch heute beherrschen die meisten drei verschieden Sprachen. Und zum Teil auch noch die Zeichensprache, mit der sich Angehörige verschiedener Stämme früher verständigten. Dazu verwendeten sie unter anderem auch speziell gekerbte oder bemalte Nachrichtenstäbchen, die jeder verstand.

Zauber und Magie gehören von jeher zum Glaubensspektrum der Ureinwohner. Nicht weltfremd und desillusionierend, sondern daseinsbezogen. Magie, die zeigt, wie man Kranke heilen kann, wo man Nahrungsmittel oder Wasser in der Wüste findet. Doch den Begriff „Traumzeit“ kannten sie 1788 noch nicht.

Ist es nicht interessant, dass sich „Woodoo“ oder "Wudu", welches Bestandteil der Stammesreligion der Jeruba, das sind Süd- und Nordamerikaner afrikanischer Herkunft, ist, auch bei den Ureinwohnern in dem von den Weißen benannten „Pointing the bone“ oder auch „stick“ der Ureinwohner wieder findet? Kundela nennen der Ureinwohner im NT das Halten eines angespitzten Känguru Knochens durch den Medizinmann oder den Kurdaitcha, einen für Bone Pointing Auserwählten, auf einen Kranken oder einen Straftäter. Eine magische Naturreligion, die wohl dem Leben in der Natur ihre Entstehung verdankt und deren Anwendung straffrei ist.

Australische Gerichte besonders im Northern Territory wissen mittlerweile, dass die Rechtssprechung der Ureinwohner in vielen Fällen gegenüber ihren Stammensbrüdern härter und gerechter ist. Hat sich ein Ureinwohner gegen die Stammesgesetze vergangen, ist nach Abstimmung im Stamm eine Bestrafung nach den Tribal Law des Stammes beschlossen, verurteilt das weiße Gericht den Übeltäter meist zu einer geringen Strafe. Wohl wissend, dass der Stamm immer den Angeklagten härter und gerechter zur Rechenschaft gezogen hat.

Diese Strafzeremonien sind Teil einer Aboriginal Bewegung, die wieder zu traditionellen Lebensweisen zurückkehrt.
Schon oft bin ich gefragt worden, wie diese Vielfalt der Geschichten aus der Traumzeit über Jahrtausende bekannt und ohne Niederschrift erhalten bleiben konnten. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur die Spitze des Eisberges der vielen Legenden aus der Traumzeit kennen. Immerhin sind seit 1788 fast 300 Sprachen und Dialekte von der Bildfläche verschwunden. Und mit ihnen sicher auch viele Geschichten. Beim Bau des Wivenhoe Dam in Queensland haben die Erbauer den Stamm der Gaiarabau vom Jinibara Volk in die Baumaßnahmen einbezogen. Das Unternehmen war seit 1960 geplant. So gab es genügend Zeit, um die heiligen Stätten der Ureinwohner zu berücksichtigen. Das letzte überlebende Mitglied des Darwarbada Stamme aus dem Caboolture Bezirk, Willie Mackenzie, half dabei mit. Mit seinem Tod 1968 starb wieder eine der einst so vielen Sprachen des Aboriginals People aus. Und viele seiner Geschichten wurden nicht aufgeschrieben.

Es gibt noch eine zweite Erklärung für die Fähigkeit der Ureinwohner relativ schnell einen Trance- oder Traumzustand zu erreichen. Kannten sie bis zum Eintreffen der Europäer kaum Drogen? Es gab da nämlich eine Ausnahmen. Pituri, gewonnen aus den Blättern des Strauches Duboisia hopwoodii enthält als Aktivsubstanz Nikotin und Scopolamin. Letzteres fördert Halluzinationen. Ein Gemisch dieses Strauches (auch mit anderen Blättern) kauten die Ureinwohner, da es zur Fröhlichkeit führte und die Angst vor dem Kampf nahm. Aber auch, weil Pituri half, sich so schneller dem Trancezustand als Eintritt in die Traumzeit zu näheren.

Es ist außerordentlich bedauerlich, dass sich inzwischen die Standpunkte so konträr verhalten. Eine Annäherung scheint nicht mehr möglich. Steinzeit und moderne Zeit sind eben zu verschieden. Völlig undenkbar, dass die Weißen plötzlich nach den Gesetzen der Ureinwohner leben. Wir könnten aber ein bestimmtes Gedankengut, nämlich das Nachdenken über den Sinn des Lebens, über die Vergänglichkeit und über die Einheit mit der Natur auch im „ zivilen, modernen Leben“ so sehr gebrauchen.

Das stand aber 1788 nicht zur Debatte. Die Engländer betrachteten es als ihr angestammtes Recht, „unbewohntes Land“ zu annektieren. Und was wollte denn dieser kleine Haufen Wilder schon. Trotzdem galt es auch für die Weißen, im täglichen Kampf zu bestehen. Gegen alle Widrigkeiten. Diese „Auseinandersetzungen“ machten die frühen Siedler für die Australier von heute zu echten Nationalhelden. Waren sie das wirklich? Oder waren das die Mitglieder des Aboriginals People, weil sie überlebten?

Im Folgenden werde ich versuchen einen Teil der mir bekannten Geschichten aus der Traumzeit der Ureinwohner in einer bestimmten Ordnung niederzuschreiben. Einige sind in verschiedenen Forum und Medien schon veröffentlicht. Aber vielleicht helfen die Konzentration und der Vergleich zu einem noch besseren Verständnis.

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