Murrinh - Patha People

Das unglaubliche Murrinh - Patha People Alterskategorien der Murrinh - Patha People

Das unglaubliche Murrinh - Patha People

Rund 200 Kilometer südwestlich von Darwin, nahe dem Joseph Bonaparte Gulf, unterhalb des Mount Goodwin, liegt im Inland die Ortschaft Wadeye, die die Weißen Port Keats nennen. Hier im „Salzwasserland“ lebt das Murrinh Patha People. Die Traumzeitlegenden dieses Volkes unterscheiden sich von denen der anderen Völker. Ethnologen sind der Auffassung, dass die von diesen Ureinwohnern vertretene Ansicht über die Einheit von Denken, Glauben und Handeln sehr starke christlich religiöse Aspekte enthält.

Das beginnt schon damit, dass das Murrinh Patha People wie im Christentum alle Aspekte des Lebens, der Gedanken und der Kultur so wie auch ihre Träume gleichberechtigt sehen. Erstaunlich! Es gibt keine Unterschiede zwischen spirituellen, ideellen, geistigen oder materiellen Dingen. Was ist schon heilig? Und was im Gegensatz dazu profan? Alles ist wichtig!! Alles im Leben ist eigentlich heilig und hat moralischen Auswirkungen auf das Leben und das Zusammenleben. Yengoyan und Stanner haben dafür 1979 den Begriff „Everpresent Dreaming“ (Immer vorhandener Traum) geprägt.

„Tatsächlich meint die isomorphe Tauglichkeit zwischen dem Natürlichen und Übernatürlichen, dass eigentlich alles in der Natur codiert ist und verantwortlich ist an und in allen Orten der physikalischen Landschaft. Überall! Mythen und mythischen Tracks kreuzen sich auf tausenden von Meilen. Aber hinter jeder Form oder Funktion des jeweiligen Geländes steht eine gut „entwickelte“ Story.“

Das diese Lebensphilosophie gerettet wurde und nicht in der Versenkung der Vergessenheit verschwand, ist dem Spezialisten für Aboriginal Religion W.H.E. Stanner zu verdanken.
Eine Kultur, die geprägt ist von den typischen indigenen australischen sozialen Strukturen. Mit der Beachtung der komplexen Verwandtschaft und mit aufwendigen Verhaltensnormen für die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Gruppen der Verwandtschaft.

Stanner vermittelt uns die Botschaft der Murrinh – Patha Mythologie:
„Das Leben ist gut und wohlwollend. Wir sind für die Dauer unseres Lebens immer auf einer Reise. Und dabei wird man auch mit zahlreichen schmerzhaften Erfahrungen konfrontiert. Jeder einzelne muss lernen und begreifen, diese Leiden zu ertragen. Die Fähigkeit seiner Duldsamkeit wird dabei wachsen.“
Das ist die Botschaft, die immer wieder in den Murrinh – Patha Mythen gesagt wird. Das ist die Philosophie eines kleinen Volkes über Motivation und Sinn des Lebens.

Einer der Künstler der Murrinh-patha People hat in einem Gemälde (All the World) den Weg seines Volkes aufgezeigt. Wie sie versuchen, dass die traditionelle Aboriginal Religion zu einer Aussöhnung zwischen der kosmologischen Synthese des Gesetzes mit dem Pluralismus der Träume kommen kann.

Die Welt, dargestellt als ein einheitlicher Totem Kosmos besteht für ihn aus vier Schichten, deren gemeinsames Zusammenwirken unerlässlich für das Bestehen des Kosmos ist.

Und so muß, nach Meinung der Murrinh-Patha, auch das Wirken der Ancestors in der Creation Time in gewisser Weise ein Teil einer Gesamtkonzeption sein. So wird das Kommen und Wirken des Totemwesens Jesus als ein Zeichen des christlichen Gottes gewertet, der ja ebenso auf das Wort verweist, wie er das Rufen oder Singen in das Universum als Bestätigung der Anerkennung seiner wesengleichen Existenz wertet.

Folglich ist die Auffassung des Murrinh-patha People über die Dreifaltigkeits- Identität zwischen Menschen, Plätzen und schöpferischen Ahnen eine gesunde und profunde Auffassung für die Beziehung zwischen einem schöpferischen Ahnen und der materiellen Einheit, die von ihm oder mit ihrer Hilfe geschaffen wurde. Die Namen der geschaffenen Schöpfungen sind nicht mehr die ursprünglichen. Aber die Schöpfung durch den Ahnen ist im Wesentlichen festgehalten durch die Songs, welche systematisch nicht nur die Reise beschreiben. Sondern auch die Aktivitäten und die Schöpfungen als mythischen Kreislauf für die Ewigkeit dokumentieren.

Am Anfang des Buches hatte ich den bei den Arrernte People gebräuchlichen Namen „altjiranga“ (oder auch alchera) erwähnt. Die Murrinh – Patha glaubten natürlich auch an die unabänderliche Beständigkeit der Schöpfung und nannten sie „da murntak warra“.

Interessant ist auch die gut erforschte Murrinh Patha Sprache. Diese weist eine umfassende Klassifikation sowohl von Substantiven und Verben auf. Die Substantive werden in zehn Klassen und Geschlechtern eingeteilt. Und dabei gibt es natürlich auch Ausnahmen, die allein bei den Substantivklassen zum richtigen Verständnis Kenntnisse über Klassenzusammenhänge erfordern. Bei den Verben verwenden die Murrinh Patha rund 35 verschiedene Konjugationen. Jedes Verb ist dazu morphologisch komplex durch Präfixe oder Suffixe mit dem Wortstamm verbunden, die dann jedes Mal schon wieder eine andere Konjugation bedingen.

Hier liegt meines Erachtens der Grund, warum selbst sehr erfahrene und in ihrer wissenschaftlichen Kompetenz unbestrittene Ethnologen es nicht geschafft haben, die Sprache der Ureinwohner in all ihren Nuancen richtig zu verstehen.

Zum Schluss als Beispiel eine Murrinh – Patha Überlieferung über die Initiationszeremonie der jungen Männer in das Erwachsenenalter:

Mutjingga war eine „alte Frau“ und für die Beaufsichtigung der Kinder verantwortlich, wenn die Eltern abwesend waren.
Sie verschluckte bei dieser Gelegenheit die Kinder und versuchte zu fliehen. Alle Stammesmitglieder verfolgten sie und töteten sie durch Speerwürfe. Die Kinder konnte man unverdaut aus ihren Körper wieder entfernen.
Alterskategorien des Murrinh-Patha StammesInnerhalb der Legende werden zwei Informationen vermittelt: junge; ungeschmückte Kinder müssen zuerst durch ein Ahnenwesen, das sich meist in eine Riesenschlange verwandelt, verschluckt werden, dann wieder herausgewürgt werden bevor sie vorbereitet sind, als junge Erwachsene mit allen Rechten und Privilegien akzeptiert zu werden.
Diese Initiation wiederholt sich entsprechend dem Lebensalter. So dass zum Schluss, wenn einer der Ureinwohner das 70. Lebensjahr erreichen sollte, dieser insgesamt alle acht Stufen der Treppenleiter des Wissens und der Erfahrung beschritten hat.

Wenn man sich die nebenstehende Abbildung betrachtet, so sieht man, dass die Murrinh-patha die jungen Mitglieder des Stammes schon sehr früh zur „Passage des Wissens und der Erfahrung“ führen. Es beginnt mit altersgemäßen Schulungen und Unterweisungen über formale und informelle Dinge des Lebens als Individuum und im Stammensverband. Dabei wirken sowohl männliche auch als weibliche Führungskräfte des Stammes als Unterrichtende.

Das Wissen um die Besitz- und Lebensverhältnisse des Clans, die sich daraus abzuleitende Mythologie, Kenntnisse des Überlebens sind sogenannte Grundstufen. Die formale Wissensvermittlung ist mit drei heiligen Zeremonien verbunden, bei denen besonderer Wert gelegt wird auf die heiligen Aspekte der Aboriginal Religion, die Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens und die Bildung der besonderen Beziehungen zu ihren Altersgenossen und den älteren Führungskräften des Stammes.

Noch heute setzt sich die soziale Entwicklung in diesem Sinn in Wadeye (Port Keats) fort.
Und in diesem kleinen Stamm hat sich eine der Grundfragen des Zusammenlebens auf dem roten Kontinent zwischen Schwarz und Weiß sehr klar definiert.

Sind die Indigenous Leader in der Lage und gewillt sich an der Leitung und Verwaltung nicht indigener Gebiete zu beteiligen? Und wenn ja : WIE??
Hat sich überhaupt in den Jahren eine Situation entwickelt, wo die Frage einer interkulturellen Führung als Notwendigkeit für das Zusammenleben aktuell ist?

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