Geschichten der Traumzeit

Die Geschichten der Traumzeit Die Geschichten der Traumzeit

Die Geschichten der Traumzeit wurden von Generation zu Generation durch Sprache, Gesang und Tanz weitergegeben. Im Laufe der Jahrtausende haben die Ureinwohner oft von Stamm zu Stamm verschiedene Deutungen über Naturphänomene, wie Sonne, Mond, Feuer usw. gefunden.

Aber in einem waren sich alle Stämme oder Sippen einig. Nämlich in der Notwendigkeit, die Vergangenheit zu erträumen, um aus der Geschichte der Umstände in frühester Zeit zu lernen. Und für die Ureinwohner hatte jedes „Ding“ am erträumten Platz eine solche Geschichte. Auch, wenn die Aboriginal People gegenüber uns Weißen oft schweigsam oder sogar verschlossen wirken, besitzen sie doch die menschliche Fähigkeit des Mitteilungsbedürfnisses. Nur bei ihnen äußert sich dies anders. Sie geben Erträumtes oder von den Vorfahren Überliefertes in Tänzen, spirituellen Gesängen oder rituellen Handlungen weiter.

Schnitzereien, Gravierungen, bemalte Waffen, Gefäße und auch Seelenhölzern (Tjurungas) zeugen von Verständnis und Geschick vergangener Generationen. Auch die Fertigung und Bemalung von Kultobjekten war eine beliebte künstlerische Ausdrucksform.

Natürlich überwiegen die Motive des täglichen Lebens, wie Jagdszenen, Tiere oder Geister auch in den zum Teil riesigen Felsmalereien. Da grüßen uns Hände, Urzeitwesen (Wandjinas mit mundlosen Gesichtern) oder auch Regenbogenschlangen von den Wänden. Darstellungen im Röntgenstil sind besonders im Kakadu NP zu bewundern.

Gemalt wurde mit gelben und roten (Ockererde), schwarzen (Holzkohlenstaub) und weißen (Tonerde) Farben. Viele Felsbilder wurden und werden zum Teil noch heute, in jährlichen, rituellen Handlungen erneuert. Die teilweise von der Witterung stark beschädigten Felsmalereien am Nourlangie Rock (Kakadu NP) hat man 1964 gefilmt und dann 1964 von dem Aboriginal Künstler Nayombolmi (Barramundi Charlie) restaurieren lassen.

Ist das wirklich alles von den Ureinwohnern?Wandmalereien der AboriginalsDie Ureinwohner kennen keine schriftlichen Überlieferungen. Alles wird durch erzählte Legenden, getanzte oder gesungene Überlieferungen weiter gegeben. Dabei kommt dem Corroboree, dem Tanz der Gefühle und Erlebnisse, eine Sonderstellung zu. Zumal es zum Beispiel auch Tänze für Frauen und/ oder für Männer gibt. Und immer wieder steht diese gemeinsame Verwandtschaft aller Dinge am Beginn der Welt im Mittelpunkt. Menschen, Tiere, Pflanzen, Bäume Blumen, ja sogar die scheinbar leblosen Steine, alles geht auf eine gemeinsame Zeit zurück. Und aus dieser Gemeinschaft entwickelte sich die Kultur der Ureinwohner. Eine Kultur, die nie die Wurzeln vergaß. Deren Folgen, wie Stammesbildung, Gesetze, unterschiedliche Sprachen, Steinzeichnungen, Tänze und Gesänge stets auf der erträumten Verwandtschaft aller Dinge zurückgehen. Es war eine durchgehende Kultur bis 1788. Und es blieb eine durchgehende Kultur, weil es den Weißen trotz intensiver Verfolgung, Tötung oder aber Christianisierung nicht gelang den Bezug der Ureinwohner zu ihrem Volk und zu ihren Wurzeln auszurotten. Und weil für westliche Begriffe wie Raum, Zeit, Geist, Materie, die bei uns festgelegte Realitäten sind und uneingeschränkte Gültigkeit haben, in einer Welt, in der die Realität der unsichtbaren Kräfte der schöpferischen Ahnen und der Natur mit dem Sichtbaren verwoben ist, wo sich diese unsichtbaren Kräfte im Rhythmus von Leben, Wachsen und vergehen manifestieren, kein Platz ist.

Im Gegenteil. Eigentlich wurde so die Tradition der Weitergabe der „Traumzeitgeschichten“ durch Tänze und Gesänge sogar intensiviert.

Tänze, die berühmt sind, da sie vom Leben der Traumzeitwesen, von der Jagd, von der Liebe und der Sexualität, vom Leben in der Natur und in der Sippe erzählen. Mal tänzerisch, mal theatralisch, mal mit entsprechenden Gesängen untermalt. Das Land ist der Mittelpunkt! Und es wird im Auftrag der Wesen der Urzeit, im Auftrag von der großen Regenbogenschlange Wanambi, verwaltet und geschützt.

Manchmal schminken sich die Tänzer. Besonders dann, wenn sie Tiere nachahmen oder Naturgewalten darstellen oder aber bestimmte Typen der Gesellschaft verkörpern möchten. Oft werden zu diesen Zeiten diese „coroborres“, wie man solche Tanzveranstaltungen nennt, zu dramaturgischen Aufführungen, die auch mal mehrere Tage und Nächte dauern können. Und immer werden Tanz und Gesänge von rhythmischer Musik, erzeugt durch das Zusammenschlagen von Holzstöcken oder Bumerangs, begleitet. Oft spielt die fast zwei Meter lange Urbar Baumtrommel bei der Rhythmuserzeugung die „erste Geige“.

Ob die vielen europäischen Didgeridoo (auch Didjeridoo geschrieben) Laienspieler wissen, was für ein mythologisches Instrument bei Ihnen herumsteht? Diese lange, hölzerne, aus eine hohlen Ast hergestellte Bastpfeife symbolisiert die männliche Energie in dem erigierten Glied eines der Ahnen. Deshalb ist es Frauen verboten, darauf zu spielen. Echte Didgeridoos sind nach einem strengen Ritus von Gesängen und gesungenen Anweisungen hergestellt. Es gibt einen überlieferten Kodex, was man auf dem Instrument spielen darf. Dazu gehören auch Rituale bei der Behandlung von erkrankten Stammesmitgliedern.

Die Melodien klingen für unsere Ohren oft monoton, auch durch die vielen Wiederholungen oder durch Rhythmusinstrumente wie Schlaghölzer oder das Didgeridoo. Die hohl klingenden Töne werden durch Atmungstechnik und Lippenbewegungen variiert. Bei bestimmten festlichen Anlässen kommt auch das Schwirrholz (Bullroarer) mit seinem heulenden Ton zum Einsatz. Über die Entstehung und Bedeutung dieser Instrumente werde ich später noch mehr erzählen.

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