In der Traumzeit waren neben der Regenbogenschlange noch zahlreiche Kulturheroen tätig. Darunter auch die Wondjinas, die wie die Bezeichnung schon sagt, den Menschen ihre Kultur vermittelten. Dass die Epoche der Traumzeit aber nicht vorbei ist, wird uns anhand der Medizinmänner deutlich, die ja innerhalb der Zeremonien mit dieser Traumzeit in Kontakt treten können. Man kann also davon ausgehen, dass es sich nicht um ein starres unveränderbares Gefüge handelt, sondern dass durch diesen Kontakt auch wechselseitige Beeinflussungen und somit Veränderungen zustande kommen.
Die australischen Urzeitwesen Wondjina (auch Wandjina), die aus den Eiern der Regenbogenschlange Ungud schlüpften, stehen für die Schöpfer, die aus der Traumwelt heraus den ewigen Kreislauf des Lebens erschaffen haben. Ihnen werden die Schöpfung des Wassers, der Erde und aller Lebewesen zugeschrieben Es gab allerdings mehrere dieser Wesen.
Typisch für die Region im Nordwesten Australiens sind Felszeichnungen dieser Wesen in Form von menschlichen Gestalten ohne Mund und mit kreisrunder Haartracht. Ihnen fehlen die Gliedmaßen und sie haben einen Totenkopf als Gesicht. Die Legenden berichten, dass einige von ihnen die Felsbilder als Übergang vom Tod zum neuen Leben nutzten. Da sie mit Donner, Blitz und Regen in Verbindung gebracht werden, soll ihr Geist in eine Wasserquelle steigen und dort Lebenskraft spenden. Wolken- oder Regengeister werden sie auch von den Ureinwohnern genannt. Und die Legenden sagen, wenn die Wondjinas einen Mund hätten, dann würde der Regen niemals aufhören. Sie sind die Wächter der Waterholes, die alle fremden Eindringlinge, die sich ihrem Wasserloch nähern, bestrafen.
Ein weiterer Wondjina mit Namen Walaganda soll sich in die Milchstraße verwandelt haben. Aus wieder anderen Wondjinas, je nach Stamm und Tradition, wurden die Menschen erschaffen.
So beschreiben Mythen aus dem Norden, wie eine Reihe von Wondjinas als die ersten Männer aus dem Norden kamen und über die Erde wanderten, wobei sie diese in die heutige Form brachten.
Nachdem sie ihren Schöpfungsakt beendet hatten, hinterließ jeder Wondjina sein Abbild und das von geschaffenen Pflanzen und Tieren auf den Höhlenwänden, bevor sie sich in tiefe Wasserlöcher zurückzogen.
Der Übergang zur Regenbogenschlange ist fließend. Es wären demnach im Norden alle Darstellungen, ob nun als Schlange, als Wondjina oder als Echse Ausdruck ein und derselben Konzeption. Forscher vermuten, dass Auslöser für diese sehr variantenreiche Darstellungsart im Klima und in einem Fremdeinfluss zu suchen sind.
Die eindrucksvollsten Kulturzeugnisse der Ur-Australier freilich sind, wie Lommel meint, die Gemälde. Manche der Bilder, meist geschützt an überhängenden Felsen angebracht, sind nach dem Urteil des Ethnologen „so simpel und deutlich wie die Kreidezeichnungen in einem europäischen Pissoir“. Die kunstvolleren Darstellungen aber zeigen „Wondjinas“, personifizierte Schöpfungskräfte, die zugleich den männlichen Samen und den befruchtenden Regen symbolisieren. Noch heute bezeichnet man Gemälde von diesem Stil, die die mythologische Wesen bei der Erschaffung der Welt so darstellen, als "Wondjina Stil". Felsmalereien in den Farben Schwarz, Rot und Gelb auf einem weißen Hintergrund.
Alljährlich muß das Bildnis des urweltlichen Wesens mit Erdfarben und Holzkohle erneuert werden, sonst bleibt der Regen aus. Und bei dem Bild werden die Schädel der Menschen, deren Seele von diesem Wondjina ausgegangen ist, bestattet.
Das Nachlassen der Bedeutung für das Aboriginal People wird darin vermutet, dass immer weniger Steinzeit-Männer noch in einem von Wondjinas bewohnten Wasserloch eine neue Seele suchten, um sie ihrer Frau zu geben, damit in ihr ein Körper für diese Seele wächst: In den meisten Horden sind auch heute die Alten in der Überzahl, die Nachkommen werden spärlicher.
Trotzdem glauben die Ureinwohner noch heute, dass die besondere Macht der Wondjinas, Überschwemmungen oder Blitze herbei zu rufen, in ihren Bildern fortlebt.
Man sollte sich also beim Betrachten der Bilder sehr, sehr vorsehen!
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