Abenteuerreise des Yoonecara

Die abenteuerliche Reise des Stammesführer Yoonecara March-flies - Die abenteuerliche Reise des Stammesführer Yoonecara

Die abenteuerliche Reise des Stammesführer Yoonecara

Im Kamilaroi People erzählt man sich eine sagenhafte Geschichte, wie sich einst der Stammesführer Yoonecara auf den Weg machte, um das Land der Vorväter, das Land der untergehende Sonne, zu suchen. So begann er die Reise eines Tages immer in Richtung des Sonnenuntergangs.

Die letzten Menschen, die er auf seiner Reise traf, waren Angehörige des Dheeyabry People. Als diese von seiner Absicht, das Land der untergehenden Sonne zu suchen, hörten, bemühten sie sich, ihm dieses Abenteuer auszureden. Man berichtet von den vorhandnen Schwierigkeiten schon kurz hinter dem Stammesgebiet. Keiner des Dheeyabry People traute sich über die Grenze weiter nach den Westen zu gehen. Trotzdem wurde er gastfreundlich empfangen und man bewirtete ihn als Ehrengast. Aber Ausreden konnte man ihm die Weiterreise trotz aller Vorhaltungen nicht. Yoonecara war sehr zufrieden von dem freundlichen Empfang, der ihm bereitet wurde. Doch die Fortsetzung der Reise mahnte. Bald verabschiedete er sich und wanderte weiter.

Durch die Wipfel der Bäume konnte er das Dheeyabry People hören, wie sie ihn riefen, zur Rückkehr aufforderten. Er beachtete die Rufe nicht. Und je weiter er ging desto schwächer und immer schwächer wurden die Stimmen. Bis ihn eine große Stille umgab.

Nachdem er das Dheeyabry People verlassen hatte wanderte Yoonecara viele Tage weiter und erreichte bald einen Platz, wo die Bremsen (March flies) und Moskitos viel größer und zahlreicher herumflogen, als er es irgendwo vorher gesehen hatte. Das Summen der Mücken erinnerte ihn an das Geräusch eines Bullroarers. Richtig brutal waren die Angriffe der stechenden Insekten auf ihn. Und wie er es auch versuchte, er konnte ihnen nicht entkommen. Auch sein Versuch zu schlafen wurde von den Stichen der Schwärme, die sich auf ihn setzten, vereitelt. In völliger Verzweiflung ging zum Ufer eines Wasserlochs und entzündete ein Feuer.

Es war eine gefährliche Situation. „Wenn es mir nicht gelingt, mich vor den Insekten zu schützen, dann werden meine Knochen bald strahlend weiß in der Sonne liegen“ sagte er halblaut zu sich selbst. „Da bin ich nun schon so weit gewandert, aber Reisen scheint wohl doch nicht zu den Stärken eines Mannes zu gehören. Es ist wohl besser, ich kehre um, zurück zu meinen Stamm.“ Solche Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Verzweifelt überlegte er Mittel und Wege, um sich vor den Stichen der Moskitos zu schützen. Endlich kam ihm eine probate Idee. Er entfernte die Rinde eines Baumes. Die war solang, dass er sich in ihr total einhüllen konnte. Nach dem er um die Knöchel und seinem Kopf Sträucher gebunden hatte, verdoppelte er die Rindenschicht um seinen Körper. Mit diesem „schützenden Umhang“ gelang es ihm, heil durch das Land der Riesen Moskitos zu kommen. Als er dann seinen „Schutzumhang“ nicht mehr brauchte, legte er diesen in ein Wasserloch. So würde die Rinde weich bleiben und ihm auf dem Rückweg erneut als Schutz dienen. Nach der Überwindung dieser Gefahr kamen auch sein Mut und sein Selbstvertrauen zurück. Also wanderte er weiter vorwärts.

Eine gewisse Zeit verlief der weitere Weg ohne Hindernisse oder Abenteuer. Aber eines Tages erreichte er den matschigen Uferrand eines sehr großen Sumpfgebietes, das Kolliworoogla genannt wurde. Bei dessen Anblick war sein erster Gedanke „Das war es dann wohl. Hier werde ich nicht durch kommen!“ Trotzdem prüfte er sorgfältig das Ufergebiet des Sumpfes. Und er entdeckte einen Baumstamm. Der Baum lag so im Sumpf, dass der Stamm als Brücke benutzt werden konnte. Das Balancieren über den Stamm war zwar ebenfalls gefährlich, aber es gelang ihm, glücklich zur anderen Seite zu kommen. Dort kam er bald zu einem Ort mit einem sehr, sehr hohen Felsen, an dem auf einer Seite Wind und Wetter wahrscheinlich eine Höhle geschaffen hatten. Beim näheren Betrachten stellte er fest, dass es wirklich eine Höhle war. Dort sah er den Schöpfer Byama, der sich zum Schlafen hingelegt hatte. Da wusste Yoonecara, dass er das Ziel der Reise erreicht hatte.

Byama war ein riesengroßer Mann, viel größer als die heutigen Ureinwohner. Am Eingang der Höhle saß Byallaburragan, eine der Töchter von Byama, und röstete eine Teppichschlange. Sie bot ihm eine Portion an und sagte dabei „Was für eine lange und ermüdende Reise! Alle Hochachtung! Wenn ich bedenke, wie viele Gefahren Du auf dem Weg überwinden musstest. Dein Mut gleicht dem Feuer, das vom Licht der Sonne entfacht wird. Deine Belohnung wird sein, dass dein Name über Jahrhunderte in den Völkern und Stämmen mit Hochachtung genannt werden wird. Sie werden dich ehren, als den einzigen Mann, der es je geschafft hat, zur Heimstatt von Byama zu kommen und wieder zurück zu gehen. Kein Mensch wird das jemals wieder vollbringen!“

Das Land um Byama’s Wohnung war sehr schön. Ein Born der Freude für den müden Reisenden. Gleich gegenüber der Höhle standen hohe, grüne Bäumen, deren wuchtige Zweige und dichte Wipfel auch am heißesten Tag einen kühlenden Schatten auf den Platz vor der Höhle warfen. Der liebliche Gesang der Vögel beim Sonnenuntergang klang wie das Lied einer Mutter, die ihr Baby leise in den Schlaf singt.

Auf den Ebenen wiegten sich hochgewachsene Gräser im sanften Wind. Die Wiese bewegte sich wie Wellen von Wasser auf dem Meer.

Vor der Höhle floss ein kleiner Fluss mit Kristall klarem Wasser zu einer tiefen Lagune. Im Wasser dieser Lagune wimmelte es nur so von Fischen. Im Schilf sah man viele Enten, Schwäne und allerlei anderes Wassergeflügel.
Nachdem sich Yoonecara für eine geraume Zeit in diesem schönen Land aufgehalten hatte, beschloss er, wieder zurück zu seinem Stamm zu gehen, um dort von seinen wundervollen Erlebnissen und Abenteuern zu erzählen.
Bald nach seiner Rückkehr starb er. Und seit dieser Zeit ist es nie wieder einem Menschen gelungen, das Land der untergehenden Sonne zu erreichen.

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