Das Ende der Traumzeit

Das Ende der Traumzeit Wandzeichnungen der australischen Ureinwohner

Auf der Insel Impanali, die eventuell Melville Island gewesen ist, lebte Purukupali, der der erste Mensch auf der Welt gewesen sein soll. Eines Tages besuchte er eine der Wohnstätten der Seelenkinder Pitpitui (Pitiopituis). Er nahm sie mit sich, brachte sie zu seinen Schwestern. Nun hatten auch sie Kinder. Und Kinder waren in dieser Zeit wichtiger als alles andere, denn die Insel mußte bevölkert werden.

Murupiangkala hatte eine Tochter, die Tikumbuna hieß und mit Wilndu verheiratet war. Diese wiederum gebar zwei Töchter und einen Sohn Tukimbini, der später Waia heiratete. Die Tochter der beiden war Bima. Und diese Bima wurde dann später die Frau von Purukupali, dem Sohn (Bruder?) der Allmutter Mudungkala. Weiterhin brachte Purukupali Seelenkinder auf die Insel. Nun übergab er sie der Obhut von Bima, die sie auf die Frauen der Insel verteilte.
Schließlich gebar auch Bima einen Knaben. Er wurde Djinini genannt.

Purukupali liebte seinen Sohn über alles. Wenn Bima auf Nahrungssuche ging mußte sie ihn mitnehmen und beaufsichtigen. Und am Ende des Tages brachte sie ihn mit den gesammelten Nahrungsmitteln wieder mit zurück, zu seinem Vater.
Aber da lebte auf Impanali auch ein lediger Mann, der Japara hieß. Japara versuchte immer wieder, Bima zu überreden, sie solle ihr Kind im Schatten eines Baumes schlafen lassen und mit ihm in den Wald gehen.
Und an einem besonders heißen Tag ging sie mit ihm in den Wald. Der Schatten wanderte mit dem Lauf der Sonne. Und als sie zurück kam lag ihr Sohn tot in der heißen Sonne.

Die Wut und die Trauer von Purukupali kannten keine Grenzen. Er schlug seine Frau mit seinem Wurfstock kräftig auf den Kopf und jagte sie anschließend durch den Wald, während er dabei alle Lebewesen auf der Welt verfluchte.
„Weil mein Sohn gestorben ist“ sagte er, „soll die gesamte Schöpfung beendet sein und sterben. Wer einmal tot ist, wird nie wieder zum Leben erweckt werden können.“

Dagegen protestierte Japara. Und er bot ihm an, seinen Sohn innerhalb von drei Tagen wieder zum Leben zu erwecken.
Statt aber darüber froh zu sein griff Purukupali Japara an. Dieser verteidigte sich und beide wurden verwundet.
Purukupali nahm den Körper seines toten Sohnes, den Bima inzwischen in Rindenschalen eingehüllt hatte, und ging mit ihm rückwärts ins Meer. Dabei sagte er „Ihr alle werdet mir folgen. So wie ich sterbe werdet auch ihr sterben.
An der Stelle, wo er das Meer betreten hatte, bildet sich ein starker Wasserwirbel. Der Strudel blieb so extrem, dass kein Kanu je über ihn fahren konnte.
Als Japara sah, was nunmehr geschehen war, verwandelte er sich in den Mond.

Mit dem Kommen des Todes in die Welt war das Ende der Traumzeit gekommen. Ein Ende das bis heute währt.
Und es bleibt unwidersprochen, dass die Ureinwohner mit Recht die kreative Epoche dieser Traumzeit schon gefühlsmäßig als eine Art metaphysischen Zeitabschnitt betrachten und erklären. Davon zeugen die vielen Traumzeitlegenden, die noch heute gehüteten Djang Plätze und die Fähigkeiten vieler Ureinwohner sich in die zeitlose Traumzeit, wo alle Dinge erschaffen wurden und auch weiterhin geschaffen werden, zu versetzten.

So ist die Legende vom Ende der Traumzeit lediglich Ausdruck einer auf die Realität des Alltags bezogenen Interpretation des Ist- Zustands.

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