Die Felsmalerei von Nourlangie Rock Die Felsmalerei von Nourlangie Rock

Die Felsmalerei von Nourlangie Rock

Es gibt im Kakadu National Park zwei kulturhistorische Orte, die beim westlichen Besucher einen engen und auch emotionalen Kontakt mit dem Denken und Leben des Aboriginals People hervorrufen. Nourlangie Rock und Ubirr. Zwei Orte, wo sich weltberühmte Felsmalereien mit ausgeprägter spiritueller Traumzeitbezogenheit befinden. In den Grotten und Spalten des Felsens suchten die Stämme der Ureinwohner immer wieder Schutz und Ruhe. Fast in jedem Stamm gab es einen begabten Maler. So wurden viele Szenen des täglichen Lebens, meist Alltagsablauf oder Jagdszenen, als Felsmalerei festgehalten. Und es konnte auch schon mal ein vorhandenes Bild übermalt werden. Das geschah aber niemals bei Bildern mit Erzählungen aus der Traumzeit. So blieb das wichtigste Bild, das nach dem Glauben der Ureinwohner zur Entstehungsgeschichte Australiens zählt, über Jahrtausende erhalten Der Name „Nourlangie Rock“ ist eigentlich falsch. Auf dem Land Nourlangie, das die anglisierte Form des eigentlichen Aboriginal Namen Nawurlandja ist, steht der Fels Burrunggui, bei dem sich im unteren Bereich die Anbangbang Gallery befindet.

Das Gebiet wurde in der Traumzeit von zwei Schöpfer Ahnen geschaffen. Einst wanderten zwei Wallabies von Ost nach West über das Land.

Felsmalerei von Nourlangie Rock

Sie türmten im felsigen Land Nawurlandja den Nourlangie Rock beim Anbangbang Billabong auf Dabei schnitten sie zwei tiefe Spalten in den Fels. Spalten, die noch heute bestehen, und die in der Morgen- und Abenddämmerung ein beliebter Aufenthaltsplatz für Wallabies sind.

Die Ureinwohner haben ihre Umwelt und ihre Geister in Bildern an den Fels gemalt. Dabei versuchen sie, ihre eigenen spirituellen Gedanken auszudrücken und mit wenigen Details die entsprechende Figur zu charakterisieren, was Ihnen zum Beispiel in dem Gruppenbild von Namondjok, dem Blitzmann Namarrgon und dessen Frau Barrginj sehr gut gelungen ist.

Es heißt wohl mit Recht, dass die Sensitivität der Felsmalerei der Traumbilder nur der empfinden und deuten kann, der tief in der Kultur der Ureinwohner verwurzelt ist. Deshalb beschränke ich mich lediglich auf Darstellung und Beschreibung.

Die Hauptfigur obigen Malerei ist der schöpferischen Ahne Namondjok, der im Himmel lebt. Man kann ihn in der Nacht sehen, wenn er als dunkler Fleck auf der Milchstrasse erscheint. Es gibt aber auch Stämme, nach deren Erzählungen der Schöpfer Namondjok früher über das Land Nourlangie wanderte. Als er mit seiner Schwester die Blutverwandtschaftsgesetze brach wurde er in ein großes Salzwasserkrokodil verwandelt. Die für uns Europäer so kompliziert erscheinenden Heiratsgesetze der Ureinwohner habe ich im Kapitel „Heirat beim Aboriginal People“ versucht, vereinfacht darzustellen. Die Schwester des Namondjok verwandelte sich in eine Regenbogenschlange und soll, nach Meinung der Stämme im Norden, die Gründerin des Lebens und des Landes in Australien geworden sein.

Felsblock BurrungguiIn einer anderen Version steht der Felsblock Burrunggui, der aus einer Feder des Kopfschmuckes von Namondjok entstanden ist, als Beweis für den Inzest. Ein Fels, der sich einsam sich aus der Nourlangie Ebene erhebt. Noch heute soll die Schlange unter einen See im Arnhem Land leben. Das würden ihr sicher auch die Weißen gönnen, wenn dort nicht eines der reichsten Uranvorkommen der Erde sein könnte.

Neben dem Schöpferwesen Namondjok steht der Blitzmann „Namarrgon“. Ein Geist für Licht und Donner, der zu den Ahnen gehört, die noch heute aktiv sind. Er wird auch als Vater von Namondjok angesehen. Für die gewaltigen Gewitter, die in der Regenzeit im Norden auftreten, ist er verantwortlich Wie ein Band gehen seine Blitze vom Kopf über die Hände in die Füße auf beiden Seiten. Mit den Wandmalerei NamarrgonSteinäxten auf seinem Kopf, an den Ellenbogen, auf seinen Knien zerschlägt er die dunklen schwarzen Wolken, damit die Blitze und der Donner durchtreten können. Er hatte eine Reise von der Coburg Halbinsel im Norden nach dem Arnhem Land hinter sich. Dort im Sandstone Country, wo er sich noch heute aufhält, endete seine Reise. Auf der Wanderschaft verlieh er vielen Orten Energien von seiner Kraft und Macht. Auf der letzten Reise erreichte er die steilen Gebirgshänge im Osten. Dort blickte er über die kahle Bergwand. Dann nahm er eines seiner Augen heraus und legte es auf die Gipfel von Namarrgondjahdjam, der seitdem auch „Lightning Dreaming“ genannt wird. Dort sitzt es und wartet auf die Sturmsaison.

Durch die beiden Steinäxte auf seinem Kopf, die wie Fühler aussehen, erinnerte er mich an eine große Ameise, die einen Grashalm über den Kopf biegt. Und dieses Gefühl war nicht schlecht. Später habe ich gelesen, dass Namarrgon und seine Frau Barrginj ihre Kinder als Heuschrecken über das Land schickten. Barrginj ist zu Füßen von Namondjok dargestelltBarrginj ist zu Füßen von Namondjok abgebildet. Ihre Kinder, die Alyurr, werden von den Ureinwohnern für die Vermittlung der Sprache und für die Erstellung vieler Regeln des sozialen Zusammenlebens verehrt. Es sind charakteristische blau und orange gefärbte Heuschrecken, die nur auf einer bestimmten Pflanze, der Pityrodia jamesii, die auf den steinigen Boden wächst, leben. Unser Ludwig Leichhardt war 1845 der zweite Weiße, der die Heuschrecken sah und beschrieb. Dann schienen sie nicht mehr zu existieren. Bis sie 1970 kurz vor der Regenzeit wieder auftauchten. Sie sollen nach der Legend ihrem Vater den Beginn der Regenzeit ankündigen, damit er die Stürme losschicken kann.

Gruppe von Menschen, Männer und Frauen unter der Barrginj FigurUnter der Barrginj Figur ist beim genaueren Hinsehen noch eine ganze Gruppe von Menschen, Männer und Frauen, zu sehen. Es wird als sicher angenommen, dass hier der Weg der Ureinwohner zu einer Zeremonie abgebildet wurde. Diese Schlussfolgerung lässt jedenfalls die kunstvolle Bekleidung zu. Bei einigen Frauen befinden sich Striche auf den Brüsten. Ein Zeichen des Stillens.

Die ebenfalls abgebildeten Saratoga Fische wurden damals als beliebte Nahrung gefischt. In Nebenhöhlen existieren noch Zeichnungen, bei denen bis heute keine Deutungen vorliegen. Die weiße Frau, das Strichmännchen oder andere „expressionistische“ Malereien bleiben noch ein Rätsel.

NarbulwinjbulwinjBlieb noch auf dieser seitlichen Galerie die einzige männliche Figur. Narbulwinjbulwinj! Der gefährliche Geist begrüßt uns fast drohend von einer Felswand mit ausgebreiteten Armen und geöffneten gewinkelten Beinen. Um seinen Kopf strahlt eine Corona und der Körper ist mit Bändern geschnürt. Er wurde mit einem übergroßen Penis ausgestattet. Sein Trick war, den Frauen eine Yamswurzel an den Kopf zu werfen, damit diese bewusstlos wurden. Dann fraß er die Opfer auf.

Andere Legenden sagen, dass dieser gefährliche Geist Frauen fraß, die willenlos wurden, nachdem er sie mit einer Yamswurzel berührt hatte.

Die Felsmalereien mussten öfters wegen den alten und blassen Farben „ausgebessert“ werden. Nach einer Dokumentation mit der Kamera 1962 kam es 1964 zur Restaurierung und sogar Ergänzung. Nayombolmi vom Badmadi Clan, ein allseits anerkannter Künstler, Jäger und Angler, daher der Nickname „Barramundi Charlie“, führte diese Arbeiten meisterhaft durch.

Foto: Dieter Tischendorf

Folgen auf Facebook oder Google+

 


News

Malerei australischer Aborigines Köln
Malerei der australischen Aborigines seit 1960 Ausstellung Köln. Im Museum Ludwig in Köln wird vom 20.11.2010 bis 20.03.2011 die Ausstellung „Remembering Forward – Malerei der australischen Aborigines seit 1960“ gezeigt. Etwa 50 Gemälde von neun indigenen
Albert Digby Moran Ausstellung in Duisburg
Albert Digby Moran Ausstellung in Duisburg im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Aboriginal Art von Albert Digby Moran
Entstehung von Kangaroo Island
Eine weitere Legende aus der Traumzeit. Die Entstehung von Kangaroo Island in Australien. Ngurunderi schuf die Insel Nar-Oong-Owie, die wir als Kangaroo Island kennen.