Der letzte Tasmanische Tiger Der letzte Tasmanische Tiger

Der letzte Tasmanische Tiger

Irgendwo im Florentine Valley (Tasmanien) soll man den letzten tasmanischen Tiger gefangen haben. Sagen die örtlichen Touristikunternehmen. Das behaupten aber ebenfalls andere Visitor Centre im Norden Tasmaniens.
Die ersten Siedler, die nach Tasmanien kamen, beobachteten ein seltsames Tier, mit charakteristischen Seitenstreifen. Zweifelsohne ein Raubtier. Und, wie sie bald merkten, der größte Räuber unter den tasmanischen Tieren. Sie nannten es zunächst Hyäne, später dann Tasmanischer Wolf oder Beutelwolf und auch Tasmanischer Tiger, der Wallabys, Wombats, andere Kleinbeutler und auch Vögel jagte.

Obwohl die extrem gewinkelten Hinterbeine des Tieres keine schnelle Fortbewegung erlaubten, erledigte das Tier trotzdem seine Jagdzüge „im gemächlichen Trab“ sehr erfolgreich. Nach der Besiedlung Tasmanien waren Lämmer und Schafe für den Beutelwolf eine willkommene Nahrungsergänzung. Was aber die Siedler nicht wussten, dieses Tier sorgte dafür, dass die Pflanzen fressenden Beuteltiere nicht überhand nahmen. Der Tiger hielt so das biologische Gleichgewicht in der tasmanischen Fauna viele Jahrtausende aufrecht. Eine derartige regulierende Instanz war auch auf einer Insel notwendig. Das ganze Jahr über bietet die Natur ausreichende Nahrung für die vielfältige Tierwelt. Man weiß, dass die Beutelwölfe früher auch in Neuguinea und dem australischen Festland lebten. Dort sind sie aber seit 2000 bis 4000 Jahren ausgestorben. Bei der Besiedlung von Tasmanien 1803 soll der damalige Bestand noch maximal 2000 Tiere gewesen sein.

Die erste wissenschaftliche Beschreibung des Beutelwolfes erfolgte 1807 durch G. Harris, dem Generalaufseher der Kolonie Tasmaniens. Die Siedler hassten diese „Hyäne“, die großen Schaden unter den Schafherden verursachte.

Das führte dazu, dass die tasmanische Regierung zwischen 1886 und 1909 über 2000 Prämien für erlegte Beutelwölfe zahlte. Nach anderen Quellen soll es für den Abschuss schon seit 1830 Prämien gegeben haben. Neben dem Abschuss dezimierte aber auch der durch Viehhaltung und Landwirtschaft veränderte Lebensraum die Population der Beutelwölfe. Sie zogen sich in die dichten Bergwälder der Insel zurück.

Wie der Rufer in der Wüste muß sich 1863 der Naturforscher John Gould vorgekommen sein, als es vor der totalen Ausrottung des einzigartigen Beutelwolfes warnte.

Doch sind die Angaben über das Schicksal des ehemals ältesten echten Tasmaniers, der die Ureinwohner um etwa 60 Jahre überlebte, sehr widersprüchlich. Immerhin hatten manche Tasmanier schon 1876 den Tiger für nicht mehr existent erklärt. Und obwohl man 1909 die letzte Prämie für ein erlegtes Tier zahlte, hinderte das den 1901 zum Australischen Bund beigetretenen Staat nicht daran, auf dem im Jahr 1917 von George IV. verliehenen Wappen zwei Beutelwölfe abzubilden, die den Schild halten. Die Jahreszahl 1876 hätte den „Kämpfern für ein bereinigtes Tasmanien“ sehr gut gepasst. Starb doch in diesem Jahr mit Truganini auch die letzte echte Ureinwohnerin.

Bis heute sind die Spekulationen um den Tasmanischen Tiger nicht verstummt. In mehreren Gegenden von Tasmanien soll der letzte Tasmanische Tiger gefangen worden sein. So auch eben in diesem Florentine Valley, dem nachgewiesenen früheren Hauptlebensraum des Tieres, aber auch in den unwirtlichen Gebieten anderer National Parks. Der Tiger Walk, den man vom Frodshams Pass über die Churchill Road erreicht, erinnert an diesen „Ureinwohner“. Und ich sprach mit Bewohnern des Macquarie Harbour um Strahan, die glauben, dass noch heute einige Exemplare des sagenhaften und nunmehr sehr scheuen Tiers in den urzeitlichen Wäldern des Franklin Gordon Wild River National Park leben. Und wenn man sich diese Gegend auf dem Foto beschaut. Da wäre ich als überlebender Tiger auch hingezogen! In den unwirtlichsten Teil des Franklin Gordon River NP, wo über 1000 jährige Huon Pines den Weg unpassierbar machen.

Seit 1936 sind über 4000 Sichtungen des Tigers in Tasmanien und auch in Australien (sogar im Northern Territory) beschrieben. Davon waren 320 angebliche Beweise für das Überleben des Tieres derart, dass man sich ernsthaft damit beschäftigte. Sicher ist nur der einzige belegbare Beweis auf den letzten geschossenen Tiger. Nahe der Nordküste passiert man bei der Fahrt zu dem Dip Falls einen kleinen Ort mit dem treffenden Namen Thylacine. Vor dem dortigen Feuerwehrgebäude steht ein Schild mit einer Photographie. Dort ließ sich der Farmersohn Wilfried Batty nach Erlegen des letzten tasmanischen Tigers am 13. Mai 1930 „verewigen“. Er verkaufte das für ihn seltsame tote Tier, eine Hyäne wie er annahm, das er zufällig auf der Jagd nach einem vermeintlichen Hühnerdieb erlegt hatte, für vier Pfund an einen Tierhändler. Und so spricht auch der damalige Zeitungsbericht in „The Advocate“ von „einem schädlichen Tier, einer Hyäne, die bei Mawbanna getötet wurde.“ Damit sind zumindest die Angaben, der letzte Abschuss wäre 1933 gewesen, widerlegt. Natürlich könnte nach 1930 durchaus noch irgendwo ein Tiger aufgetaucht sein. Diese Fotografie ist für mich der zwar schreckliche, aber einzige glaubhafte Beweis über die Ausrottung des letzten tasmanischen Tigers in freier Wildbahn. Oder doch nicht?.

Sehr mit Vorsicht sind auch Angaben, nach denen der letzte Tasmanische Tiger in einem Zoo gestorben sei, zu werten.
1924 hatte der Zoo von Hobart von einem Tierhändler namens Mullins, aus dem Nordwesten Tasmaniens, ein Beutelwolf-Weibchen mit drei Jungen erworben. Während die Mutter kurz nach der Ankunft im Zoo starb, wuchsen die Jungen auf. Eines der Tiere starb nach sechs Jahren am 14. April 1930, das zweite am 3. Juli 1935 und das dritte, Benjamin genannt, am 7. September 1936. Es erreichte mit 12 Jahren und 7 Monaten das höchste Alter eines Beutelwolfs in Gefangenschaft und war der letzte nachweisbare Beutelwolf. Andere Berichte schreiben, das dieser letzten tasmanischen Tiger, den man 1933 im Florentine Valley gefangen hatte, danach vom Beaumaris Zoo in Hobart gekauft wurde. Und eben dieser starb am 7. September 1936 in diesem Zoo an einer Lungenentzündung. Außerdem soll der Zoo in Hobart einen regen Handel mit gezüchteten Beutelwölfen betrieben haben. Insgesamt 68 Tiere wurden angeblich verkauft, Auch nach Berlin und Köln, wo die Tiere nur wenig beachtet wurden. Was aber wurde aus dem „letzten tasmanischen Tiger“, den zum Beispiel 1926 der Londoner Zoo gekauft hat? Und dann soll es noch einen 1937 gefangenen Beutelwolf gegeben haben, der kurz nach seinem Eintreffen im Zoo verstarb. Ob sich Wahrheit und Dichtung vermengten?

Sei es wie es sei. Mit dem tasmanischen Tiger verschwand eine weitere einzigartige Tierart aus der Vergangenheit, die die Menschen hätte erhalten können und müssen! Zoologen beschrieben den tasmanischen Tiger für die Nachwelt wie folgt:
„Trotz seiner hundeähnlichen Gestalt gehört der Beutelwolf zu den Beuteltieren. Beutelwölfe waren langsame, aber ausdauernde Läufer. Mit Hinterbeinen, die länger als die Vorderbeine waren, ähnelte er in diesem Merkmal eher einer Katze als dem Hund. Charakteristisch ist die Fellzeichnung mit 13 bis 19 dunkelbraunen Bändern, die quer über den Rücken verlaufen. Anders als Hunde konnte der Beutelwolf den Schwanz nur in vertikaler Richtung bewegen. Seitliches Wedeln war also nicht möglich. Die Beutelwölfin hat am Bauch einen Beutel, in dem sie ihre Jungen austrägt. In ihm befinden sich zwei Paar Zitzen. Der tasmanische Beutelwolf kann demzufolge nur vier Jungen haben. Als typisches Beuteltier konnte der scheue Jäger seinen Rachen bis zu einem Winkel von 180° aufreißen, was Wölfen und Hunden nicht möglich ist. Im Kiefer befanden sich 46 Zähne. Beutelwölfe erreichten von der Schnauze bis zur Schwanzspitze eine Länge bis zu 1,80 Meter und eine Schulterhöhe bis zu 58 Zentimeter. Am lang gestreckten Kopf hingen zwei kleine, dreieckige Ohren.“

Mit ihm verschwand 130 Jahre nach seiner Entdeckung diese besondere Beuteltierart von der Erde. Zu spät kamen der teilweise Schutz während der Fortpflanzungsperiode 1930 und der totale Schutz ab 1936. Ist er aber wirklich ausgestorben? Die „International Union for Conservation of Natur and Natural Ressources“ erklärte dies endgültig 1982.
In Tasmanien lebt eine enorm vielfältige Tierwelt. Das hat mehrere Gründe: Zum einen bietet die Insel rund um das Jahr ausreichend Nahrung. Zum anderen ist das Land mit knapp 400 000 Einwohnern nur schwach besiedelt. Außerdem fehlen die großen Fressfeinde, da sie vom Menschen weitgehend ausgerottet wurden. Das glaubte man zumindest, denn der größte Räuber unter den Tieren Tasmaniens, der als ausgestorben gilt, ist mehrfach in den letzten Jahren wieder gesichtet worden.
So hat man sogar angebliche Fährten 1948 und 1957 in der Nähe der tasmanischen Hauptstadt Hobart gesehen. Doch trotz der 1978 von der australischen WWF eingesetzten Mittel von 55.000 Dollar für Suchaktionen und trotz der Erfolgsprämie von 100.000 US Dollar von Ted Turner für den Beweis der Existenz des Beutelwolfes, alles blieb im Reich der Spekulationen. Viel Aufsehen erregte die Beobachtung des tasmanischen Wildhüters Hans Narding 1982. Er versicherte für circa drei Minuten an seinem Rastplatz nahe des Arthur River im NW von Tasmanien einen Beutelwolf gesehen zu haben.

Die darauf hin einsetzenden umfangreichen Suchaktionen blieben erfolglos. Immer wieder tauchen Bilder eines angeblich fotografierten Beutelwolfes auf. Doch die Beobachter verweigern grundsätzlich die wissenschaftliche Begutachtung der Echtheit der Aufnahmen. So war es im Februar 2005, als ein Deutscher bei St. Clair angeblich einen Beutelwolf fotografierte. Als schließlich zwei Experten die schlechten und verwackelten Aufnahmen auf einen Laptop beurteilen durften, sahen sie ein Tier, das zwanzig Meter vom Fotografen entfernt in den Busch verschwindet. Größtenteils ist es vom Gebüsch verdeckt, bis auf Teile des Rückens mit den klar zu erkennenden Streifen. Jedoch sollen auf weiteren Aufnahmen auch noch Teile des Kopfes und des Schwanzes durch das Dickicht zu erkennen sein. Der Besitzer der Fotos blockte aber alle Versuche der tasmanischen Regierung, mit ihm in Kontakt zu treten, ab. „Er wolle seine Ruhe haben“ war sein lakonischer Kommentar. Erst dann äußerte einer der tasmanischen Gutachter in Ergänzung zu seinen Beschreibungen, dass die Fotos denen ähneln würden, die in einem Buch des deutschen Zoologen und Beutelwolfexperten Prof. Dr. Hans F. Moeller von der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg abgebildet seien. Das Buch, beziehungsweise die genauen Abbildungen, möchte er jedoch nicht benennen, um frühzeitigen Diskussionen über einen Betrug oder einem Scherz vorzubeugen.

Und da gibt es ja noch die unbewiesene „Flüsterpropaganda“, nach der eine Gruppe von Tasmaniern unter Leitung einer Mitarbeiterin des Zoos von Hobart (?) heimlich versucht hat, so viele Beutelwölfe wie möglich zu fangen, um sie in unwirtlichen, also sicheren Gelände wieder frei zu lassen.

Die meisten Sichtungen außerhalb von Tasmanien werden auf den Hauptstraßen von Melbourne und Sydney beschrieben. Ach übrigens die allerletzte „Beobachtung“ eines Tasmanischen Tigers datiert am 16. Januar 2006 auf einer Strasse in Victoria.

Glücklicherweise ist der Versuch, diese Tier zu klonen, fehlgeschlagen. Die DNA aus Zellen eines seit 1886 konservierten Beutelwolf Jungtiers war zu sehr beschädigt.

Trotzdem nehmen australische Wissenschaftler viele der Hinweise sehr ernst. Der Tierpsychologe Dr. Robert Paddle aus Melbourne, Autor der Buches “The Last Tasman Tiger“, schreibt im Internet am 2. März 2005 „dass die meisten angeblichen Beobachtungen einfach zu widerlegen sind. Sichtungen von Beutelwölfen, die die Hauptstraßen von Sydney oder Melbourne überqueren, seien nicht ernst zu nehmen. Weitere Sichtungen gehen zurück auf Leute, die Spaß am Fälschen von Fotografien haben. Es sei aber wichtig, nicht alle Sichtungen zurückzuweisen. Er habe selbst mit fünf oder sechs Augenzeugen gesprochen, die von ihren Sichtungen absolut überzeugt sind und die Flora und Fauna von Tasmanien sehr genau kennen, sei es durch das Leben in dieser Umwelt oder wissenschaftlicher Erfahrung als Zoologen. Die Entdeckung von vermeintlich ausgestorbenen Tieren sei auch nach fünfzig Jahren nicht ausgeschlossen.“

Hier kommen die Bestrebungen der Australier, die „Selbsttore in Flora und Fauna“ aus der Vergangenheit zu minimieren zum Ausdruck.

Die Kryptozoologie ist eine Wissenschaftssparte, die sich mit der Suche nach derart verborgenen Tieren beschäftigt. Und deren Vertreter glauben, der offiziell als ausgestorben geltende Beutelwolf würde in Wäldern Tasmaniens immer noch jagen. Angeblich findet man von diesem Tier, das Streifenhund, Tasmanischer Tiger, Zebrahund oder Zebrawolf genannt wird, immer wieder Pfotenabdrücke oder hellbraune Fellbüschel oder sichtet es sogar. Der Tasmanische Tiger gehört somit zu den Kryptotieren, die in „Das Monsterbuch“ von Ernst Probst beschrieben werden. Dabei werden die Beutelwölfe kurioser Weise auf der Seite 157, als eine Seite vor den Dinosauriern, erwähnt.

Wer sich mit den Kryptiden beschäftigt wird auch auf den Namen „Yarri“ stoßen. Ein Wort, das aus der Sprache der Walpiri Volkes stammt. Im Northern Territory ist es das Synonym für „angreifen oder gefährden“. In Queensland bezeichnet man so den Beutelmarder (Dasyurus maculatus).

Und so nennen die Kryptozoologen folglich den „Queensland Tiger“, der nach ihrer Darstellung schon gewisse Ähnlichkeiten mit dem Beutelwolf aufweist. In WA nennt man einen Eukalyptusbaum „Yarri“.

Ob es solche Kryptiden wirklich noch gibt? Immerhin, mit der Wollemi Pine hatte auch niemand gerechnet.

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