Warum die Schildkröte keinen Schwanz hat Warum die Schildkröte keinen Schwanz hat

Warum die Schildkröte keinen Schwanz hat

Die australischen Ureinwohner des Illawarra Stammes glaubten, dass die Milchstraße ein "pukkan" oder Track wäre, auf dem die vielen Geister der Verstorbenen in den Himmel reisen. Und das dieser schwarze Fleck, den wir Magellans Wolke nennen, ein Loch, ein Riss oder ein Spalt ist. So was kann schon passieren, da das Universum ja von mächtigen Umwälzungen betroffen wurde. Umwälzungen, die uns viele Naturwunder bescherten.

So berichtet die Legende von einem mächtigen Fluss, der verborgen am Rande eines großen Waldes dahin floss. Auf ihn konnten die Geister zum versprochenen Land reisen. Durch zerklüftete Berge kam man auf dem Fluss zu einem großen sumpfigen See, in dessen Mitte eine verzauberte Insel lag.

Kein Mitglied der Stämme in Südost Australien zweifelte an dem Bestehen dieser Insel. Es gab einige, die kannten welche, die von anderen gehört hatten, dass sie durch den See gewatet sind, auf der Insel waren und den Berg erstiegen hatten. Alle Berichte bestätigten, dass dort viele Geister anzutreffen seien. Und ein ständiges Kommen und Gehen über den verborgenen Fluss erfolgt.

Zwei riesige Bäume wuchsen auf der Böschung. Und eine Schildkröte lag er quer davor. Bis zum Zeitpunkt dieser Geschehnisse hatten alle Schildkröten lange Schwänze. Diese Schildkröte war so groß, dass sie von der Böschung, direkt gegenüber den großen Bäumen, bis auf die andere Seite reichte.

Der See diente als eine Art Reinigung. Auf den Wanderungen durch das Land hatten viele Geister nicht nur Gutes, sondern auch Böses oder Sündiges getan. Hier war der Ort, wo sie Buße tun konnten. Wo sie gereinigt wurden. Im schlimmsten Fall würde ihre Sündenlast das Überqueren des Berges verhindern. Dann mussten sie auf dem kargen Gipfel warten und andere vorlassen. Der Berg war der Test. Um zur Ebene zu gelangen quetschten sie sich schließlich zwischen den mächtigen Stämmen der riesigen Bäume durch, um dann die Brücke zu erreichen. Nämlich die große Schildkröte.

Und es kam die Zeit, wo auch genügend Menschen entsprechend gelebt hatten, um in den Himmel zu kommen. Dazu mussten sie über den Fluss zur anderen Seite gelangen. Die Legenden erzählten, dass auch sie sich zwischen den engen Bäumen hindurch drückten. Doch dann ging ihre Spur verloren.

Eines Tages lebte unter den Menschen auch ein Mann, der „erneuert“ wurde. Wir würden auferstanden dazu sagen. Dieser Mann teilte den Menschen seine Erfahrungen über die Reise mit.

Er erzählte, dass er nach seinem Tod, auf dem bekannten Weg, bald die Schildkröte am unsichtbaren Fluss erreichte.
Er trat auf sie und hatte schon fast den halben Weg der Überquerung geschafft, als es einen Ruck gab. Er fiel auf ihren Schwanz und von dort in den Fluss. Ziemlich schnell trug ihn der reißende Fluss davon. Es zog ihn in den Untergrund. Für lange Zeit schwemmte ihn die Strömung durch tiefe, unterirdische Bereiche. Doch letztendlich kam er ins Sonnenlicht. Er war zwar noch im Wasser des Flusses, der nunmehr zwischen hohen Uferbereichen dahin floss. Und an einigen Stellen spielten Menschen im Wasser, die er kannte. Einige schwammen, andere angelten und wieder andere hatten sich zwischen den Binsen versteckt, um Enten zu fangen. Sie wussten nichts von seiner Anwesenheit, obwohl es schien, dass ihn einige der Menschen hörten, denn sie bekamen Angst und eilten zu ihrem Lager. Er aber wurde schließlich ins Meer geschwemmt. Und eine große Welle warf ihn an Land. Sobald er den Boden betrat fühlte er, wie er sich veränderte. Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder ein Mann wurde. Er sah es mit Blick auf seine Brust und tastete es an seinem Rücken, wo er die alten Narben wieder fühlte, dass „geboren wurde“ zu seinem anderen Ich.

So schlug er vor, dass man beim Tod des nächsten herausragenden Mannes, wie eines Stammesführers, eines Medizinmanns, eines Regenmachers oder eines Schamanen, mit ihm seine beste Steinaxt begraben solle.

Dann trat ein Zauberer vor die Menge und sagte, er wäre bereit den Weg über den Fluss, durch die unterirdische Passage, und wäre es für alle Zeit, zu gehen. Er wählte einige gute Menschen aus, die ihm bei dem Zauber für den Weg zu den Geistern helfen sollten. Alles klappte, sie erreichten bald den Wald. In dem waren aber diesmal viele „little men of the bush“, also alles mögliche Dickicht und Gestrüpp, das ihnen den Weg versperrte. Sie versuchten, was sie konnten. Doch die Ranken waren zu dicht. Es war kein Durchkommen möglich. So wendeten sie und folgten dem Wasser des Flusses. Und dieser Weg schien Ihnen gestattet zu sein. Bald gelangten sie zu einem Baum, der noch viel höher war als die Bäume vom Überquerungsplatz. Und der Zauberer kletterte an ihm hoch.

Vom Wipfel konnte er sehen, wie die Geister auf den Schwanz der Eidechse traten und wie einige von dort abgeschüttelt wurden.

Viele von ihnen fasste die Bestie mit den Hinterfüßen und fraß sie anschließend auf. Andere wiederum wurden vom Wasser fortgetragen. Der Schatten der Bäume war so undurchdringlich wie das Dickicht. Trotzdem fiel der Strahl eines hellen Sternenscheins auf die Schildkröte.

Der Zauberer sah ein, dass er erst tot sein muss, bevor er das Dickicht passieren dürfte und um dann mit seiner Begleitung wieder zur Erde zurückkehren zu können.

Er schärfte erneut seine Axt. Dann legte er einen geschliffenen Knochen in das Feuer, kratzte einige der verbrannten Stellen ab und tat es in sein Essen. So starb er und als guter Geist erreichte er zügig die riesigen Bäume. Nun gab es kein Dickicht mehr, das ihn aufhielt. Dafür war an dessen Stelle eine große Schlange, die ihren Kopf zu ihm drehte, und sich für einen Angriff vorbereitete.

Mit einem Axtschlag trennte er den Kopf der Schlange vom Körper, nahm ihn und quetschte sich zwischen den Bäumen hindurch bis zur Schildkröte, auf deren Schwanz er trat. Nach etwa dem halben Weg passierte das, was er kurz vorher gesehen hatte, und was auch der zurückgekehrte Mann erzählt hatte. Die Schildkröte führte mit einem Ruck eine große Schüttelbewegung aus. Jedoch war er gewarnt und vorsichtig. Mit einem mächtigen Axthieb trennte er den Schwanz ab. Schnell eilte er auf die andere Uferseite, drehte sich um, hob die Axt erneut und trennte den Kopf der Schildkröte ebenfalls ab. Das aber bereute er ziemlich schnell. Also nahm er, als der Schlangenkopf hinunter ins Wasser fiel, diesen und setzte ihn bei der Schildkröte an den nun freien Platz.

Dann rollte die Bestie vornüber und verschwand aus seinen Augen. Und so haben seitdem alle Schildkröten einen Schlangenkopf und nur noch einen kurzen Schwanz.

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