Die Geschichte vom Pelikan Goolay-Yali Die Geschichte vom Pelikan Goolay-Yali

Die Geschichte vom Pelikan Goolay-Yali

Die Geschichte geschah in einer Zeit, als Daens oder Blackfellas, wie die Weißen die ersten Ureinwohner nannten, noch keine Netze zum Fischen hatten. Aber der Pelikan Goolay-Yali, ein großer Wirinun, was kluger Mann (Clever man) bedeutet, wurde als Erster mit einem derartigen Netz gesehen. Es blieb für lange Zeit sein Geheimnis wie man ein solches Netz herstellen könne. Er schickte seine Kinder aus, damit sie spezielle Stöcke eines Eurah Busches holen sollten. Der Eurah Busch ist ein Strauch mit herabhängenden Zweige, der gern im Uferbereich von Bächen wächst. Wenn die Kinder dann mit den Stöcken zu ihm zurück kamen, schickte er sie weg. Dann, schließlich allein, legte er ein großes Fischernetz von zehn bis zwölf Meter Länge und vier bis fünf Meter Breite auf die Erde, das er anschließend spannte.

Allen Mitgliedern des Stammes war trotzdem unklar, und darüber wunderten sie sich, wann, wo und von wem Goolay-Yali diese wertvolle und wichtige Information erhalten hatte. Vor allem aber wollten sie wissen, wo er diese versteckt hielt.
Deshalb dachten sich die Kinder aus, wie sie das herausbekommen könnten. Einige von ihnen wollten, wenn sie ihm das nächste Mal die Eurah Stöcke abgeliefert hatten, sich verstecken, um den Vater zu beobachten. Und auch, um heraus zu bekommen, wo der Vater sein Netz versteckt hielt.

Als Goolay-Yali dachte, die Kinder wären weit weg und könnten nichts mehr sehen, drehte er seinen Hals herum, wand sich und zappelte, als ob er große Schmerzen dabei hätte. Er versetzte sich selbst dann einen so mächtigen Zug, dass sein Hals sich auf eine immense Länge dehnte. Die Kinder erschreckte sein nunmehriges Aussehen sehr. Und auch das, was da vor ihren Augen geschah. Sie konnten nichts anderes, als immer nur ihren Vater fixieren. Der machte weitere krampfhafte und schlingernde Bewegungen. Und zu ihrem Erstaunen kam aus seinem Mund plötzlich das Netz.

Die Kinder waren so begeistert von ihrer Entdeckung; dass sie überall darüber erzählten. Und das Geheimnis des Fischernetzes war so bald kein Geheimnis mehr.

Goolay-Yali entschied sich, dass es wohl an der Zeit wäre, den Kindern zu zeigen, wie man ein solches Netz herstellt. Sie mussten Noonga (Kurrajong) Rinde abkratzen. Dann entfernten sie zunächst die harte Außenseite der Rinde. Der weichere, darunter liegende Rindenteil wurde gekaut und zu Schnüren verarbeitet, aus denen das Netz besteht.
„Ich selbst“ so sagte der Pelikan zu ihnen, „ich brauche die Fasern nur zu verschlucken. Sie bilden ohne mein weiteres Zutun in mir von selbst das Netz.“ Aber er sagte ihnen nicht, dass das nur bei ihm gehen würde, weil er ein großer Wirinun war. Andere könnten das eben nicht so tun.

Nachdem nun das Geheimnis um die Herstellung der Fischernetze gelüftet war, stellten sich alle Stämme solche Netze her. Aber nur der Stamm der Goolay-Yali konnte die Netze durch Verschlucken der Fasern in ihrem Inneren produzieren. Und das würden die Pelikane noch bis zum heutigen Tag so tun, erzählen die Legenden der Stämme. Man braucht ja nur einen Pelikan beim Fischfang zu beobachten. Sie tauchen nicht ihre Schnäbel in das Wasser, um sich, wie die anderen Vögel, einen Fisch zu fangen.

Der Pelikan legt seinen Kopf zur Seite und dann tauchen ihre langen mit Taschen versehenen Schnäbel so in das Wasser ein, als wären sie ein Fischnetz. In dem Schnabelbeutel gelangen Fische, die gefangen werden durch das Netz, das sie noch immer in sich tragen.

Aber niemals zeigen sie dieses. Niemals würden sie es ausspucken, wie es einst der große Wirinun Goolay-Yali getan hatte.

Goolay-Yali gab den Mitgliedern seines Stammes den tiefen Beutel, der an ihren langen gelben Schnäbeln hängt. Das tat er deshalb, damit die Pelikane nicht ihre im Inneren befindlichen Netze zum Fischfang benutzen brauchen.
Heute sind die Netze sehr klein im Verhältnis zu dem, das einst Goolay-Yali benutzte. Trotzdem aber noch so groß, dass der Stamm weiterhin seinen Namen trägt. Denn Goolay-Yali heißt „Einer, der sein Netz bei sich hat!“.

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