Und noch eine andere Kängurugeschichte Paper Tea Tree - Und noch eine andere Kängurugeschichte

Und noch eine andere Kängurugeschichte

Weit im Kowmung, rund um die Gegend, wo unter rauen Bergen das Silber von Yarranderie liegt, lebte einst ein Aboriginal Tribe, der seine eigene Geschichte über das erste Känguru erzählte.

Alles begann damit, dass sich eines Tages, nach den Erzählungen, eine Frau vor ihrem Mann versteckt haben soll.
Vor einem Mann, der ein sehr erfahrener Nahrungsbeschaffer war. Er hatte einen magischen Bumerang, der jeden Lizard traf. Die Bumerangs, die er zunächst nur als Spielzeug fertigte, konnten bis zur entferntesten Grenze fliegen und kamen stets zurück. So erkannten die Stammesmitglieder die Bedeutung des „Spielzeugs“ für die Jagd und für den Kampf im Krieg.

Eigentlich hatte seine Frau keinen echten Grund sich zu beschweren. Denn es waren genügend Vorräte an Fleisch, Larven, Wurzeln vorhanden. Die schweren Taschen waren immer auch mit Goanna Schwänzen gefüllt. Doch irgendwann hatte die immer schwer schleppende Frau, zumal das viele Fleisch in der Tasche verdorben schien, die Nase voll und rebellierte. Sie warf, auch aus Angst vor ihrem Mann, die schwere Tasche weg und lief davon. Dabei war sie so schnell zu Fuß, dass niemand ihr folgen und sie wieder einfangen konnte.

Rund um den Lebensraum des Stammes gab es viele sumpfige Gebiete, die zum Teil sehr dicht bewachsen, ja fast überwuchert waren. So muß die Gegend ausgesehen haben, in der vor langer, langer Zeit das erste Känguru gelebt hatte.

Die flüchtige Frau versteckte sich hinter dem Stamm eines der größten Bäume. Seine weiße Rinde ließ sich in breiten Streifen abziehen. Das tat die Frau und versteckte sich darunter. Ihr Ehemann lief auf der Suche mehrmals an ihr vorbei, ohne sie zu bemerken. Aber es gelang ihr, auch aus dieser prekären Situation zu entfliehen.

So vergingen Tage, ohne dass man die Frau gefunden hatte. Sie aber wurde zunehmend müde und war ziemlich erschöpft. „Eigentlich wäre die Strafe für das verdorbene Fleisch doch wohl nicht so schlimm wie das ständige Verstecken“ dachte sie. Zumal sie wusste, dass sie dieses Schicksal bis zum Ende ihres Lebens erleiden müsste.

Zu ihrem Glück war sie eine der Frauen, die die Geheimnisse, die angeblich nur Männer wissen dürfen, auch gelernt hatte. Sonst hätte sie wohl nie den Mut zur Rebellion gehabt. Wenn die Situation absolut schlecht würde, könnte sie mit der Hilfe der Geister rechnen, die dann die Sache zu ihren Gunsten wenden würden. Und sie wusste auch, wo sie den dafür notwendigen Lehm finden konnte.

Ärgerlich war nur, dass ihr der derzeitige Aufenthaltsort ihres Volkes unbekannte war.

Allerdings hatte sie Glück. Beim Erklettern eines Berges sah sie den Rauch der Lagerfeuer ihres Stammes. Und sie war überglücklich, als sie erkannte, dass sich zwischen dem Lager und zwei Bergen ein Gebiet von roter und gelber Tonerde und dem Material für weiße Tonpfeifen, befand. Dorthin ging sie. Und schon nach kurzer Zeit war sie am ganzen Körper regelrecht farbig markiert. Dazu kamen noch Streifen von wilder Baumwolle, die sich in den Tonstreifen festsetzten. So merkte sie, wie die Geister ihr halfen. Inzwischen wurde es Nacht .Und sie legte sich zum Schlafen nieder.

Am Morgen kam das Frühstück zu ihr gekrochen. Schmackhafte Raupen steckten ihren Kopf aus dem Stamm eines Grass Tree. Und die mundeten ihr, frisch geröstet, sehr. So sammelte sie sich eine kleine Reserve von Raupen. Wusste die Essbaren von den Schädlichen zu trennen und fachte das Feuer an einem zweiten Ort erneut an. Den Rauch diese Feuer konnte der Ehemann sehen, da dieser die Suche nach ihr noch nicht aufgegeben hatte. Mit all seiner List näherte er sich der kleinen blauen Rauchfahne.

Doch die Frau war beileibe nicht sorglos. Aufmerksam lauschte sie stets in die Umgebung. So hörte sie sehr wohl das leise Knacken des einen oder anderen Zweiges, das Rascheln der toten Blätter am Boden. Also rief sie die Geister durch Schläge auf ihre Brüste um Hilfe an.

Schließlich lag nur noch ein Tee Baumstumpf zwischen ihr und dem sich anschleichenden Mann. Die Spitze des Baumes war durch den Sturm aufgerissen und lag als totes Holz auf der Erde. In ihrer Not kroch sie zu dem Baum, umklammerte ihn und flehte den Geist die ganze Zeit an, sie zu schützen und zu leiten.

Plötzlich wurde der Teebaumstumpf lebendig. Das Leben durchpulste ihn wieder, obwohl er nur noch an wenigen Stellen mit den Wurzeln Verbindung hatte. Der Mann sah es ganz deutlich. Das lag ein eigentlich nur noch lebloser Baumstumpf, der schon den größten Teil seiner Rinde verloren hatte. Deshalb untersuchte er ihn nicht genauer. Aber, wie er näher kam konnte er das schwelende Feuer sehen. Und dessen Geruch erinnerte ihn an eine gekochte Mahlzeit. Und dass er Hunger hatte. Einen Hinweis auf die Anwesenheit seiner Frau fand er jedoch nicht.

„Nun gut“ dachte er. „Macht nichts. Dann esse ich eben ihre Mahlzeit und hinterher suche ich ihre Spur, um sie weiter zu verfolgen.“

Er ging die wenigen Meter zum Teebaumstumpf. Doch in dem Moment, wo er seine Aufmerksamkeit vernachlässigte und mit dem Essen begann, richtete sich der Stamm auf. Erstaunt und hilflos schaute er auf den Stamm. Die Überraschung lähmte ihn regelrecht. Dann sah er seine Frau, die den Baustamm scheinbar dirigierte. Er bemerkte nur flüchtig die weißen Linien auf ihren Körper und gab es auf, ihr weiter zu folgen.

Es ist schwer zu sagen, ob das der Zeitpunkt war, wo ein Känguru aus einem Baumstumpf entstand. Die Geschichten des Stammes sind widersprechend. Zumal der Jäger nie wieder zu seinem Stamm zurückkehrte.

Und wie der Mann so im Busch stand kann man sich dessen Situation doch recht leicht vorstellen. Die schwarze Frau, bedeckt mit Lehm und wilder Baumwolle auf dem Rücken. Die dunklen Vorderpfoten sind ihre Arme, der dunkle Rücken ist ihr Körper. Und der dunkle Kopf ist ihr Gesicht. Aber die weiße zottelige Frontpartie, das ist der Teebaumstumpf.

Blieb er bei ihr? Lebte er mit dem Känguru zusammen? Denn dass sie sich in ein Känguru verwandelte, das ist sicher.
Die Legende erzählt, dass der einzige Fehler des Mannes, nämlich sein Wunsch nach schwarzen Babys, der Grund für sein Bleiben war. Geboren von der Frau, die seine gesamte Existenz veränderte.

Was wirklich geschah wird man wohl nie erfahren. Zumal der Jäger niemals zu seinem Stamm zurückkehrte.

Einige glauben sogar, dass der Jäger das Känguru erlegt und gegessen haben soll. Andere widersprechen dem, weil sie eben meinen, dass man niemals die Wahrheit erfahren wird.

Und auch die, die nicht an ein böses Ende glauben, akzeptieren die vom Stamm erzählten Legenden über das erste Känguru. Es wird als ein großes Biest beschrieben, das sogar kleine Kinder fraß, wo es ein kleines schwarzes Kind auch nur fangen konnte. Deshalb drohten die Mütter ihren unartigen Kindern, dass sie gleich das große böse Känguru rufen würden

Foto: Dieter Tischendorf

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