Die Legende vom Dreamcatcher und der Seelenfrau Dreamcatcher der nordamerikanischen Sioux

Die Legende vom Dreamcatcher und der Seelenfrau


Die Sache liest sich gut und spannend. Ich meine das Buch „Dreamcatcher“ von der amerikanischen Ärztin Marlo Morgan. 5 Millionen Dollar hat Marlo Morgan damit verdient, indem sie Elemente der amerikanischen Indianer, nämlich den Traumfängerkult der Ojibwa und der Sioux Indianer, bei den australischen Ureinwohnern „entdeckte“. Eigentlich eine Sensation, gleich zu setzen den „Versuchen“ einiger Australier, scheinbare Beweise herzustellen, nachdem die Ägypter in oder vor der Pharaonenzeit schon Australien besucht haben sollen. Schon beim Lesen des Buches, das flott und einprägsam geschrieben ist, hatte ich Zweifel am Wahrheitsgehalt einiger angeblich von den Ureinwohnern gepflegten Riten und Auffassungen. Danach kann man sich sogar selbst ein mythologisches Netz bauen. Am Kopfende des Schläfers angebracht lässt es, bei einer Vorbereitung durch rituelle Tänze, dann nur die guten und gerufenen Träume durch. Die schlechten Träume bleiben im Netz hängen und schmelzen am Morgen durch die ersten Sonnenstrahlen weg.

Marlo Morgan beschriebt auf Seite 156, wie sich die Ureinwohner einen solchen Traumfänger aus einem zu einem Kreis verbundenen Tierhaustreifen „bauen“. Dieser wird am Rand noch mit Aromaöl gut eingerieben, damit ein natives Spinnennetz, das man über den Kreis legt, auch daran haftet. Alles klingt so, als ob es dem Gedankengut der Ureinwohner entsprungen sein könnte. Der Kreis symbolisiert das Leben oder aber den Verlauf der Sonne. Das „Spinnengewebe“ über den Kreis soll an die Spinnenfrau erinnern, die den Menschen das Licht wieder gab. The Spiderwoman ist zwar eine legendäre Figur bei den Hopi Indianern, weil sie nach deren Legenden den Menschen einst die Sonne zurück brachte. Aber ich habe keine derartige Legende bei den Aboriginal People gefunden. Ach so, da hängen auch noch Federn um den Traumfängerkreis, die sich bewegen und den Atem des großen Geistes erkennbar machen sollen.

Ab $ 7,50 kann sich jeder bei der Firma DreamCatcher.com in Miami so einen Traumfänger bestellen. Viel Vergnügen!
Die Deutung der Träume durch die Aboriginals liest sich, immer wieder unter Berufung auf das Buch von M. Morgan, schon interessant.

Da alle Träume mehr oder weniger Schatten der Realität sind, gibt es folglich auch ein Abbild in der Traumwelt. Je nachdem, welche Traumart man wählt, wird man die entsprechenden Antworten bekommen. Sagen angeblich die Ureinwohner.
Es gab Ahnenträume aus der Zeit, als der Gedanke die Welt erschuf; es gab Wachträume wie zum Beispiel die tiefe Meditation; es gab Schlafträume und viele andere mehr.

Wir Westeuropäer haben nur bedingte Zugänge zur Traumwelt. Da ist an erster Stelle der Schlaf. Dann käme die Hypnose und an dritter Stelle der durch Drogen hervorgerufene Halluzinationszustand.
Gesichert ist, dass die Ureinwohner aber durch spezielle Atemtechnik und erlernbare Konzentration auch im wachen Zustand den Zugang zur ihrer Traumwelt finden können. So träumen sie bewusst! Und des Nachts träumen sie nur, wenn sie einen Traum „herbei rufen“.

Auch ohne Dreamcatcher versetzten sie sich also durch bestimmte Tänze in einen Trancezustand. So bittet man das Universum um eine Führung durch die Welt der Träume.

Ansonsten, meint jedenfalls Frau Morgan, die natürlich weiß, dass es in der Aboriginal Mythologie kein Spinnenfrau gab, die den Menschen die Sonne wieder brachte, fragen die Ureinwohnern ihre mit dem Stamm lebende Seelenfrau, die ihnen bei der Deutung der Träume hilft.

Die Stammesangehörigen sollen die Hilfe der Traumfänger bei den unterschiedlichsten Problemen in Anspruch nehmen. Wenn sie sich über ihre Beziehung zu einem anderen Menschen nicht im klaren sind, Probleme mit der Gesundheit haben oder nicht verstehen, welchen Sinn eine bestimmte Erfahrung haben soll, dann suchen sie die Antwort auf ihre Fragen stets im Traum. Und sei es nur bei der Suche nach dem eigenen Totemtier, das jeder Ureinwohner hat und als wesensverwandten Bruder betrachtet. So wird die Seelenfrau zu einer Deuterin der Botschaften des Universums.

Das ist eine faszinierende Mischung von Legenden und Auffassungen der Ureinwohner mit der Mythologie der Indianer in Nordamerika und dem Wunschdenken der Marlo Morgan. Nun würde ich dies nicht schreiben, wenn es nur meine eigene, kleine und unbedeutende Meinung wäre.

Doch ich will die Legende über Spinnenfrau und Dreamcatcher nicht beenden ohne das Fazit zu erwähnen, zu dem einiger australischer Experten, die sogar nach Amerika geflogen sind, um M. Morgan zur Korrektur des Buches zu bewegen, gekommen waren:

„Alle geschilderten Rituale und Details aus der Kultur der Aborigines sind frei erfunden oder aus der Literatur über die nordamerikanischen Indianer entlehnt. Für uns mag es nicht so wichtig sein ob bestimmte Elemente aus der australischen oder amerikanischen Naturreligion stammen, aber für diejenigen, in die es in diesem Buch geht ( die Aborigines) stellt das Buch eine tief empfundene Beleidigung ihrer Religion dar, auch wenn es von der Autorin gut gemeint war und sie in diesem Buch ihren eigenen spirituellen Überzeugungen Ausdruck gibt.

Deswegen haben sich traditionellen Führer und Schamanen der Aborigines aus den Regionen, die Morgan bereist zu haben vorgibt, versammelt und detailliert alle Fehlinformationen aus dem Buch zusammengetragen.

Eine Delegation fuhr eigens nach Amerika, um Frau Morgan zu einer Stellungnahme zu bewegen. Frau Morgan hat mit dem Buch fast 5 Millionen Dollar verdient und alle diejenigen betrogen und irregeführt, die meinten, sie könnten über das Buch zu authentischer Information über die australische Kultur gelangen. Gerade im Religionsunterricht finde ich den Respekt vor anderen Glaubenssystemen äußerst wichtig und deswegen hat dort ein Werk, das eine andere Religion als Projektionsfläche missbraucht, nichts verloren.“
So der offizielle Kommentar!

Schade! Die Ureinwohner haben diese Art von „Reklame“ nicht nötig. Und keiner der Forscher, außer Marlo Morgan, schreibt über diesen Kult bei den Ureinwohnern. Alle Zitate über „Dreamcatcher in Australia“ enthalten den Zusatz: aus „The Dreamcatcher“ by M. Morgan. Keiner scheint entsprechen andere Quellen gefunden zu haben.
Und wenn ich dann noch bedenke, dass die Ureinwohner schon beim Besuch von James Cook über natürliche Familienplanung Bescheid wussten, drängt sich doch die Frage auf: War das ein zurück gebliebenes Volk?

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